Giftige und für die Landwirtschaft potenziell problematische Pflanzenarten

Die Herbstzeitlose

Die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) ist eine außergewöhnliche Pflanze – im Gegensatz zu den meisten anderen Pflanzenarten blüht sie im Herbst, meist ab Ende August. Während der Blütezeit sind keine Blätter sichtbar. Die Fruchtknoten der Blüte befinden sich unter der Erde, dort überwintert auch die Frucht, die erst im nächsten Frühjahr zusammen mit den Blättern erscheint. Die Herbstzeitlose ist eine ausdauernde Zwiebelpflanze und gehört zu den Liliengewächsen. Die Pflanze überdauert den Winter als Zwiebel. Im Frühjahr sammelt sie über die Blätter Energiereserven für Verjüngungs- und Vermehrungsprozesse. Dann legt die Herbstzeitlose eine Sommerruhe ein und erscheint im Herbst wieder als Blüte.

Herbstzeitlose kommen meist auf extensiv genutzten Wiesen oder Weiden vor. Die Pflanze weist einen hohen Anteil an giftigen Alkaloiden auf (u.a. das Gift Colchicin). Die tödliche Dosis für ein Nutztier liegt bei 1 mg/kg Körpergewicht. Alle Teile der Pflanze sind giftig (auch für den Menschen), insbesondere die Blüten, Zwiebel und Samen, aber auch der Verzehr der Blätter kann zu schweren Vergiftungserscheinungen führen. Unter den Nutztieren sind insbesondere Pferde und Rinder gefährdet, Ziegen und Schafen gelten als weniger empfindlich. Erfahrene Weidetiere meiden die Pflanze im Freiland, jedoch können Teile der Pflanze im Heu nicht durch Nutztiere erkannt werden. Da die Giftigkeit durch Trocknen oder Silieren nicht verloren geht, entsteht hier die größte Gefahr für Nutztiere. Die giftigen Alkaloide der Pflanze wirken auf die Nieren und das zentrale Nervensystem und führen zu schweren Vergiftungen bis hin zum Tod.

Da die Pflanze in NRW unter Naturschutz steht, muss ein Zurückdrängen der Pflanze auf entsprechenden Flächen genau abgewogen werden. Für Flächen, die sich im Vertragsnaturschutz befinden gelten zudem besondere Bestimmungen. Lässt sich ein Zurückdrängen der Pflanze nicht vermeiden, so geschieht dies am besten durch Schwächung der Pflanze. Der beste Zeitpunkt dafür ist im Frühjahr, wenn die Blätter der Herbstzeitlosen eine Länge von etwa 20 cm aufweisen. Werden die Blätter zu diesem Zeitpunkt geschnitten, zertreten (z.B. durch intensivere Beweidung) oder gemulcht, kann die Pflanze über die Vegetationsperiode keine Energie gewinnen und somit auch keine Reservestoffe einlagern. Hierdurch wird insbesondere die Ausbildung von Vermehrungssprossen unterbunden und die vegetative Vermehrung der Pflanze bleibt aus. Kommen Herbstzeitlose nur sehr vereinzelt in der Fläche vor, ist auch ein Ausstechen der Pflanze eine Option.

Der wissenschaftliche Name der Pflanze Colchicum autumnale stammt aus dem Griechischen, nach dem Land Kolchis in dem die Herbstblüten zum ersten Mal entdeckt wurden. Das Gift Colchicin erhielt den Namen nach der Pflanze und nicht andersherum. Trotz ihrer Giftigkeit findet die Herbstzeitlose Anwendung als Heilpflanze. Colchicin hat eine schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkung und wird in sehr geringer Dosierung gegen Gicht und Rheuma eingesetzt. Bei vielen Gartenbesitzern sind Herbstzeitlose aufgrund der späten Blütezeit beliebt. Vorsicht sollte allerdings bei Kindern geboten werden, da schon die Aufnahme von kleinen Mengen zu Vergiftungserscheinungen führen können.

Das Jakobskreuzkraut

Seit ein paar Jahren ist eine deutliche Zunahme des Jakobskreuzkrautes (Senecio jacobaea) auf landwirtschaftlichen Flächen, an Weg- und Straßenrändern und in Gärten zu beobachten. Beim Jakobskreuzkraut handelt es sich um eine einheimische Pflanze aus der Familie der Korbblütler. Im Garten und am Wegrand kann die Pflanze als unbedenklich angesehen werden, auf landwirtschaftlichen Flächen bereitet sie aufgrund ihrer Giftigkeit jedoch große Probleme. Die Trockenheit der letzten Jahre scheint die Ausbreitung der Pflanze begünstigt zu haben.

Die Giftigkeit der Pflanze ist auf den Gehalt an verschiedenen Pyrrolizidin-Alkaloiden zurück zu führen, welche die Pflanze als Fraßschutz bildet. Nutztiere reagieren jedoch sehr unterschiedlich auf die Giftstoffe, insbesonders Pferde sind gefährdet, Ziegen und Schafe sind weitaus weniger empfindlich. Hinzu kommt, dass die Pflanze im frischen Zustand bitter schmeckt und erfahrene Weidetiere diese von allein meiden. Im Trockenzustand (im Heu) verliert die Pflanze den bitteren Geschmack und wird so auch von allen Tieren gefressen.

Bei Aufnahme der Pyrrolizidin-Alkaloide werden diese im Körper zu Schadstoffen verstoffwechselt, die wiederum zu einer akuten oder chronischen Vergiftung führen können. Problematisch ist die Tatsache, dass der Körper die Giftstoffe nicht ausscheidet, sondern in der Leber ansammelt, somit treten insbesondere chronische Vergiftungserscheinungen auf, wenn Nutztiere über einen längeren Zeitraum Jakobskreuzkraut fressen. Daher können auch kleinere Mengen im Heu als bedenklich angesehen werden, wenn dieses über einen längeren Zeitraum gefüttert wird.

Woran erkenne ich, dass es sich um Jakobskreuzkraut handelt?

Beim Jakobkreuzkraut handelt es sich um eine mehrjährige Pflanze, die im ersten Jahr lediglich eine Rosette mit Einzelblättern von 20-30 cm Länge bildet. Erst im zweiten Jahr kommt es zur Blütenbildung. Als Korbblütler bildet die Pflanze Blütenstände (Doldentrauben) mit 15-20 gelben Blütenköpfen (Korbblüten) aus. In den Blütenköpfen sitzen die eigentlichen Einzelblüten, die aus 15-20 Zungen- und 50-60 Röhrenblüten bestehen. Wie der Löwenzahn bildet die Pflanze flugfähige Samen aus, die sich hauptsächlich durch den Wind verbreiten. Die Hauptblütezeit liegt Mitte/Ende Juli. Die Stängelblätter sind fiederteilig und wechselständig. Die Pflanze wird häufig mit anderen gelb blühenden Pflanzen wie dem Johanniskraut, dem Rainfarn oder dem Wiesen-Pippau verwechselt.

Gibt es natürliche Feinde?

Ja, die Raupen des Jakobskreuzkrautbärs (Tyria jacobaeae), einer Nachtfalterart, nutzen das giftige Jakobskreuzkraut als Futterpflanze. Für die Raupen ist das Gift der Pflanze nicht schädlich, im Gegenteil, die Pyrrolizidin-Alkaloide können von den Raupen gewittert werden, um die Futterpflanzen ausfindig zu machen.

Maßnahmen auf landwirtschaftlichen Flächen

Breitet sich Jakobskreuzkraut auf landwirtschaftlich genutzten Flächen aus, ist aufgrund der Giftigkeit und dem hohen Ausbreitungspotenzial der Pflanze ein schnelles Handeln ratsam. Das Ausreißen der Pflanzen samt Wurzel hat sich bisher als geeignetste Maßnahme erwiesen. Diese Maßnahme ist in größeren Beständen sehr aufwendig. Daher ist es ratsam Mahdflächen und Weiden regelmäßig zu kontrollieren und beim ersten Auftauchen der Pflanze aktiv zu werden. Hat sich erstmal ein dichter Bestand etabliert, kann eine kurzzeitige Intensivierung der Fläche helfen. Dabei sollte die Mahd erfolgen, wenn die Pflanze bereits blüht aber noch keine Samen gebildet hat, hierdurch wird die Pflanze am meisten geschwächt. Unbedingt vermeiden sollte man, dass die Blüten zur Samenbildung kommen. Eine einzelne Pflanze kann bis zu 100.000 Samen bilden! Da diese zudem bis zu 25 Jahre im Boden keimfähig bleiben können, ist ein Zurückdrängen der Pflanze über mehrere Jahre erforderlich. In der Regel benötigen die Samen zum Keimen offene Bodenstellen, daher wird eine Weidepflege bzw. die Nachsaat (mit regionalem Saatgut!) auf offenen Stellen innerhalb von Mahdflächen empfohlen. Heu von Wiesen mit Jakobskreuzkraut sollte nicht mehr verwendet werden.

Was tun, wenn ich Jakobskreuzkraut im Garten habe?

Solange die Pflanze nicht als Futter für Kleinsäuger (z.B. Hasen oder Kaninchen) verwendet wird, sind keine besonderen Maßnahmen erforderlich. Wer eine Ausbreitung der Pflanze im Garten oder auf ggf. umliegenden landwirtschaftlichen Flächen verhindern möchte, sollte die Pflanze kurz vor der Blüte ausreißen und entsorgen (Handschuhe tragen!). Sollten sich auf den Pflanzen Raupen des oben genannten Jakobskreuzkrautbären befinden, sollten die Pflanzen zunächst stehen gelassen werden, damit sich die Falter entwickeln können.

Hier können Sie sich unser Faltblatt zum Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut herunterladen.

Faltblatt zum Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut