Artenschutzprojekte

Gelbbauchunke

Klein, aber fein, zeigt der kaum 5 cm messende Froschlurch seine Farbenbracht erst, wenn Gefahr im Verzug ist. Allen Unkenrufen zum Trotz – hat die Gelbbauchunke bis zur Gegenwart im Kreis Siegen-Wittgenstein überdauert.

Das die gegenwärtige Existenz der Gelbbauchunke (Bombina variegata) in Siegen-Wittgenstein jedoch nicht selbstverständlich ist, zeigen die gravierenden Bestandseinbrüche, die die Art in den letzten Jahrzehnten zu verzeichnen hat. Waren noch bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts in einigen Tongruben des Siegerlandes mehrere Populationen vorhanden, so haben mittlerweile lediglich drei Vorkommen überdauert. Zwei von ihnen bestehen zudem aus einer geringen Anzahl an Tieren, sodass dort in den nächsten Jahren mit ihrem Aussterben gerechnet werden muss. Das größte verbliebene Vorkommen der Gelbbauchunken im Kreis Siegen-Wittgenstein wird seit mehreren Jahren von der Biologischen Station und der Unteren Naturschutzbehörde betreut.

Auf der gepachteten Fläche werden alljährlich im späten Frühjahr mehrere kleine Tümpel gegraben, in welche die Unkenweibchen innerhalb kürzester Zeit im Schnitt 10 bis 20 Eier legen. Diese Tümpelgrabungen sind notwendig, da die Art vegetationsfreie Flachgewässer bevorzugt. In verkrauteten Gewässern würden Fressfeinde, wie Wasserkäfer- und Libellenlarven den Unkenquappen das Leben sehr schwer machen.

Die alljährlich vorgefundenen Mengen an Laich, Kaulquappen und Jungunken zeigen, dass gezielte, lebensraumverbessernde Maßnahmen sehr erfolgreich sein können.Mittlerweile wurden an ausgewählten Flächen gezielt nachgezüchtete Individuen ausgesetzt, um die lokalen Populationen zu stärken, in dem die Reproduktion unterstützt und eine genetische Verarmung gehemmt wird.

Kammmolch

Die Biologische Station Siegen-Wittgenstein bemüht sich in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Siegen-Wittgenstein seit mehreren Jahren mit Erfolg um den Erhalt der wenigen verbliebenen Vorkommen des Kammmolches (Triturus cristatus). Neben verschiedenen Entkrautungsmaßnahmen in den vergangenen Jahren wurden in 2006 erstmals zwei neue Laichgewässer angelegt. Wie sich herausstellte, wurden diese bereits im Frühjahr 2007 von den Tieren angenommen. Dutzende Eier konnten in zusammengefalteten Blättern von Wasserpflanzen gefunden werden.

Ein optimistisch stimmender Erfolg. Einziger Wermutstropfen – die Flachwasserbereiche wurden leider wiederholt von Menschen und Hunden zertreten. Gerade diese Bereiche suchen die männlichen Kammmolche im Frühjahr während der Nacht auf, um dort um die Gunst der Weibchen zu werben.

In Zukunft werden Hinweisschilder notwendig sein, die das Betreten, der umgebenden landwirtschaftlich genutzten Grünlandflächen einschränken.

Hier geht es zum Kammmolch Steckbrief.

Schwermetallrasen

In dem heutigen Naturschutzgebiet „Grubengelände und Wälder bei Burgholdinghausen“ bei Littfeld wurden früher Bleierze und Zinkblende gefördert. Die ehemaligen Haldenkomplexe sind auch heute noch reich an Schwermetallen. Doch trotz und gerade wegen dieser Belastung stellt das Gebiet einen wichtigen Lebensraum für sogenannte Schwermetallrasen dar. Hier wachsen besondere Pflanzen, die gerade diese schwermetallhaltigen Böden bevorzugen, wie die Galmei-Grasnelke (Armeria maritima subsp. Halleri). Die Gewässer und offenen Halden stellen zudem wichtige Lebensräume für verschiedene Amphibienarten dar. Hervorzuheben sind hier insbesondere der Kammmolch (Triturus christatus) und die Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans).

In einigen Bereichen des Naturschutzgebietes ist den letzten Jahren die Sukzession der Gehölze stark vorangeschritten. Durch das zunehmend trockene Wetter in den Frühjahrs- und Sommermonaten trocknen zudem vermehrt wichtige Amphibiengewässer im Gebiet aus. Um das lebensraumtypische Arteninventar zu schützen und zu fördern, wurden im Jahr 2022 umfangreiche, spezifische Maßnahmen durchgeführt. Dabei wurden sowohl zugewachsene Halden von Gehölzen freigestellt, als auch zwei größere Gewässer angelegt. Die Maßnahmenumsetzung erfolgte in enger Kooperation zwischen der Biologischen Station und der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Siegen-Wittgenstein.

Information für Besucher


Aufgrund der Schwermetallbelastung im Gebiet (insb. Blei und Quecksilber) halten Sie bitte insbesondere Kinder und Hunde von den Halden und Gewässern fern. Zum Schutz der Flora und Fauna im Gebiet verzichten Sie bitte zudem darauf, auf den Halden zu laufen oder die Flächen mit Fahrrädern etc. zu befahren!

Bitte bleiben Sie auf den kennzeichneten Wanderwegen. Das Betreten anderer Bereiche ist verboten.

 

Wiesenbrüter

Eine aus landesweiter Sicht besonders hohe Verantwortung hat der Kreis Siegen-Wittgenstein unter anderem für die beiden Wiesenvogelarten Braunkehlchen (Saxicola rubetra) und Wiesenpieper (Anthus pratensis).Gegenwärtig beträgt der landesweite Bestand des Braunkehlchens lediglich 150 Brutpaare, wovon rund 90 im Kreis Siegen-Wittgenstein und davon etwa 70 Brutpaare im Vogelschutzgebiet Burbach-Neunkirchen vorkommen. Der Kreis beherbergt somit fast zwei Drittel aller in Nordrhein-Westfalen vorkommenden Braunkehlchenpaare! Eine ähnliche Situation stellt sich für den Wiesenpieper dar.
Das Braunkehlchen ist eine Charakterart ausgedehnter, extensiv genutzter Wiesen, die nur selten gedüngt und erst im Hochsommer gemäht werden. Wichtige Bestandteile seines Lebensraumes sind zwischen den Mähwiesen eingestreute Altgrasstreifen, kleine Saum- und Brachstrukturen sowie Zaunpfähle, welche den Tieren ausreichend Warten zur Ansitzjagd auf Insekten bieten.

Braunkehlchen und Wiesenpieper sind auf weitläufige, mit nur wenigen Gehölzen bestandene Wiesen und Weiden angewiesen. So brüten die meisten Braunkehlchen in den ausgedehnten Wiesengebieten des Wetterbachtales bei Burbach-Holzhausen sowie im Buchhellerquellgebiet bei Burbach-Lippe. Allerdings ist in den letzten Jahren auch in diesen Kerngebieten ein immer stärker voranschreitendes Aufkommen des Gehölzbestandes zu beobachten, wodurch sich die Lebensraumqualität immer weiter verschlechtert. Um diesem Trend entgegen zu wirken, setzte der Kreis Siegen-Wittgenstein in Kooperation mit der Biologischen Station gezielte Entbuschungsmaßnahmen im Wetterbachtal sowie im Buchhellerquellgebiet um. Zusätzlich sind ausgewählte Wiesenbereiche im Frühjahr durch die Ausbringung von Zaunpfählen und Holzstangen für Braunkehlchen aufgewertet worden. Langfristiges Ziel ist es, die Brutvorkommen auf ein bestandserhaltendes Niveau zu stabilisieren. Damit soll dem landesweit hohen Aussterberisiko dieser beiden Charakterarten entgegengewirkt werden.

Hier gehts zum Braunkehlchen, dem Vogel des Jahres 2023.