Erläuterungen

Rote Liste (RL)

Wissenschaftliche Fachgutachten, welche über die Gefährdungssituation von Arten informieren und somit vordringlichen Handlungsbedarf im Arten- und Biotopschutz aufzeigen. Es existieren seit dem Jahr 2009 zehn Kategorien, welche die Gefährdungssituation von Arten in komprimierter Form wiederspiegeln.

RL D: Rote Liste Deutschlands

RL NRW: Rote Liste Nordrhein-Westphalens

 

0 ausgestorben oder verschollen
1 vom Aussterben bedroht
2 stark gefährdet
3 gefährdet
G Gefährdung unbekannten Ausmaßes
R extrem selten
V Vorwarnliste
D Daten unzureichend
* ungefährdet
nicht bewertet

Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL)

Richtlinie (92/43/EWG,1992) zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen.

Die FFH-Richtlinie dient der Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt. Durch sie sind die Mitgliedstaaten der Europäischen Union dazu verpflichtet, natürliche Lebensräume sowie wildlebende Tiere und Pflanzen zu schützen, insbesondere durch ein zusammenhängendes Netz aus Schutzgebieten (Natura 2000).

Ziel ist die Sicherung der Artenvielfalt durch die Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen im europäischen Gebiet der Mitgliedstaaten. Sie bildet die Grundlage für den Aufbau des europäischen Schutzgebietssystems „Natura 2000“.

Anhang II: Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse. Für deren Erhalt müssen besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden (FFH-Gebiete).

Anhang IV: Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse, die europaweit dem strengen Artenschutz unterliegen.

Europäische Vogelschutz-Richtlinie (VS-RL)

Richtlinie 2009/147/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. November 2009 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten.

Die VS-RL dient der Erhaltung der Bestände sämtlicher im Gebiet der Europäischen Union wildlebender heimischer Vogelarten einschließlich der Zugvogelarten. Zudem werden darüber hinaus auch die jagd- und wirtschaftliche Nutzung dieser Vogelarten geregelt.

 

Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union werden zur Erhaltung und Wiederherstellung ihrer Lebensräume und -stätten verpflichtet. Dazu müssen insbesondere spezielle Schutzgebiete eingerichtet und artenschutzrechtliche Vorschriften eingehalten werden.

Anhang I: alle Arten, zu deren Schutz besondere Maßnahmen ergriffen werden müssen. Für sie werden spezielle Schutzgebiete (SPA) ausgewiesen.

Seltene und gefährdete Tierarten

Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle)

FFH-Anhang II & IV, RL NRW: 1S, RL D: 2

Kennzeichen

Die Flügeloberseite ist orange/braun gefärbt, dabei zeigen die Männchen je nach Lichteinfall einen intensiven violetten Schimmer, der bei den Weibchen nur leicht ausgeprägt ist. Die überwiegend braunen Hinterflügel werden von einer orangefarbenen Binde abgeschlossen. Die Flügelunterseite ist in hellen Orangetönen mit schwarzen Punkten und Halbmonden gefärbt.

Nahrung

Die Falter sind wenig anspruchsvoll und fliegen zahlreiche lebensraumtypische Blütenpflanzen an. Die Raupen sind hingegen umso wählerischer, die einzige Nahrungspflanze ist der Wiesen-Knöterich (Bistorta officinalis).

Lebensraum

Extensiv genutzte Grünlandhabitate mit randlichen Gehölzstrukturen und Wiesen-Knöterich Beständen. Habitatpräferenzen sind die FFH-Lebensraumtypen Pfeifengraswiesen (6410), feuchte Hochstaudenfluren (6430) und Erlen-Eschen Auenwälder (91E0*).

Besonderheiten

Der namensgebende blauviolette Schimmer ist keine Farbe sondern wird durch Lichtbrechung an den Schuppen erzeugt. Der Blauschillernde Feuerfalter ist ein Überbleibsel aus der letzten Eiszeit und bevorzugt daher kühle Lebensräume in den Höhenlagen. Die Klimaerwärmung ist für ihn dadurch eine der größten Herausforderungen.

Gefährdung

Aufgrund der spezifischen Lebensraumansprüche ist der Blauschillernde Feuerfalter sowohl durch eine intensivierte als auch ausbleibende landwirtschaftliche Nutzung gefährdet. Hierzu zählen eine zu starke Beweidung, mehrmalige Grasschnitte und auf ungenutzten Standorten eine zunehmende Verbrachung und Verbuschung. Die Art kann nur in sehr extensiv genutzten Lebensräumen mit reichlichem Vorkommen der Raupenfutterpflanze Schlangen-Knöterich überdauern. Als Art mit kontinentaler, bzw. submontaner Herkunft ist der Blauschillernde Feuerfalter auf ein kühl-feuchtes Mesoklima angewiesen. Die zunehmende Klimaerwärmung kann daher zusätzlich eine ernst zu nehmende Gefährdungsvariable darstellen.

Weitere Informationen zu Maßnahmen zum Schutz des Blauschillernden Feuerfalters finden Sie hier.

Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous)

FFH-Anhang II & IV, RL NRW: 2S, RL D: 3

Flugzeit: Mitte Juli – Mitte August 

Kennzeichen

Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling trägt auf der dunkelbraunen Flügelunterseite eine charakteristische Reihe schwarzer, weiß umrandeter Augenflecken. Am Außenrand der Flügel sind im Vergleich zu anderen Bläulingsarten keine Flecken zu erkennen. Für Nektaraufnahme, Paarung, Eiablage, Sonnen und Schlaf ist er vor allem an Blütenständen des Großen Wiesenknopfs (Sanguisorba officinalis) jedoch auch auf Brennessel (Urtica dioica), Schilf (Phragmites communis), Hornklee (Lotus corniculatus) zu finden. 

Nahrung

Als Nektarpflanze gilt vor allem Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), seltener auch Schlangen-Knöterich (Polygonum bistorta), Blut-Weiderich (Lythrum salicaria) oder Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense). 

Lebensraum

Charakteristischer Lebensraum des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings sind extensiv genutzte, wechselfeuchte Wiesen in Fluss- und Bachtälern. Zu feuchte oder regelmäßig überflutete Standorte werden offenbar gemieden. Voraussetzung für das Vorkommen des Bläulings ist der Große Wiesenknopf als Futter- und Eiablagepflanze sowie Kolonien von Knotenameisen (v.a. Myrmica rubra) für die Aufzucht der Raupen. 

Besonderheiten

Die kurzlebigen Falter nutzen die Blütenstände des Großen Wiesenknopfes als Nahrungsquelle und Rendezvousplatz. Dort erfolgt auch die Ablage der Eier in das Innere der frisch geöffneten Blütenköpfe. Bis Mitte September entwickeln sich die Raupen zunächst in den Blütenköpfen, um sich im 4. Larvenstadium auf den Erdboden fallen zu lassen. Am Boden werden die Raupen von Knotenameisen „adoptiert" und in die unterirdischen Brutkammern der Ameisennester eingetragen, wo sie sich von der Ameisenbrut ernähren. Im Juni des folgenden Jahres verpuppt sich die Raupe und verlässt im Juli als Schmetterling das Ameisennest.

Gefährdung Die Bindung an nur eine Nahrungspflanze sowie an Vorkommen der Wirtsameisen machen den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling zu einem echten Habitatspezialisten. Wiesenknopfreiche Mähwiesen sind durch eine zunehmende Intensivierung gefährdet. Hierzu zählt eine starke Düngung sowie eine mehrmahlige Mahd. Neben der Intensivierung der landwirtschftlichen Nutzung besteht aber auch eine Beeinträchtigung durch Nutzungsauflassung von Flächen, die dann zu stark verbrachen und verbuschen. Während der Flugzeit und der ersten Raupenstadien im Juli und August können hohe Reproduktionsausfälle entstehen, wenn die Wiesenmahd in diese Zeit fällt. Diese können kompensiert werden, wenn sich in der Nähe Flächen befinden, die währenddessen nicht gemäht wurden. Hier spielt die Arrondierung von Flächen eine entscheidend negative Rolle, da große zusammenhängende Wiesenflächen nicht mehr alternierend, mosaikartig von verschiedenen Bewirtschaftern genutzt werden. Hinzu kommen Lebensraumverluste durch den immer voranschreitenden Landschaftsverbrauch.

Feuersalamander (Salamandra salamandra)

NRW RL: *, RL D:V

Kennzeichen Mit einer Körpergröße von 14 bis 20 Zentimetern gehört der Feuersalamander zu den größten heimischen Schwanzlurchen. Die Färbung ist schwarz glänzend mit einem auffällig gelborangem Flecken-/ Streifenmuster auf der Oberseite. Neben Tieren mit einem typischen Streifenmuster (Salamandra salamandra terrestris) gibt es innerhalb Mitteleuropas auch Tiere mit einem Fleckenmuster (Salamandra salamandra salamandra). Ob es Feuersalamandern gut geht, sieht man an ihrer Haut: Sie reagieren sehr empfindsam auf ihre Umwelt. Bei zu großer Trockenheit und Wärme stumpfen ihre sonst so leuchtenden Farben ab, die Hautoberfläche wird spröde und faltig. Ein eindeutiges Zeichen, dass sich Feuersalamander unwohl fühlen, denn sie atmen unter anderem über die Haut, was nur in feuchter Umgebung optimal möglich ist. Außerdem sind regelmäßige Häutungen wichtig. 
Nahrung Feuersalamander fressen hauptsächlich Spinnen, Tausendfüßler oder Asseln. Ihnen schmecken aber auch Würmer und Schnecken. Salamander-Larven ernähren sich in erster Linie von Insektenlarven, die im Wasser schwimmen. 
Lebensraum Begegnungen mit Feuersalamandern sind selten, da sie nachtaktive Tiere sind und sich tagsüber unter Steinen, Asthaufen oder zwischen Wurzeln größerer Bäume verstecken. Im Hochsommer legt der Feuersalamander eine Pause ein, weil es ihm zu heiß ist. In dieser Zeit kommt er nur nach starkem Regen aus seinem Versteck, dann aber auch am Tag. Im Winter versteckt er sich unter Baumwurzeln, in verlassenen Mäuselöchern, Fuchsbauten oder Felsspalten. Zur Fortpflanzung brauchen Feuersalamander Gewässer, wie langsam fließende Bäche oder Weiher mit kühlem, sauberem, sauerstoffreichem Wasser.
Besonderheiten

Feuersalamander können sehr alt werden. Meistens erreichen sie ein Alter von 15 bis 25 Jahren. Es hat aber auch schon Feuersalamander gegeben, die über 40 Jahre alt geworden sind. 

Weil erwachsene Feuersalamander Gift verspritzen können, haben sie praktisch keine natürlichen Feinde. Für den Menschen ist ein Kontakt mit dem giftigen Hautsekret jedoch harmlos.

Gefährdung Der Feuersalamander ist vor allem durch den Ausbau und die Begradigung von Bächen gefährdet. Auch die Verschmutzung der Fortpflanzungsgewässer und der Straßenverkehr stellen eine erhebliche Bedrohung der Art dar. Ebenfalls besteht eine Gefahr durch die eingeschleppte Salamanderpest. Der Feuersalamander wurde vom Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V. aufgrund seiner Gefährdungssituation zum „Höhlentier 2023“ gewählt.

 Weitere Informationen zu Amphibienkrankheiten finden Sie hier.

Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans)

FFH RL Anhang IV, NRW RL: 2, RL D: 3

Kennzeichen Mit eine Körperlänge von bis zu 5,5 cm gehört die Geburtshelferkröte zu unseren kleineren Froschlurchen. Der etwas gedrungene Körper ist mit einer warzigen Haut bedeckt, die oberseits grau bis dunkelgrau oder bräunlich gefärbt ist. Die Unterseite ist meist blassgrau mit cremeweißen Punkten. Vom gut sichtbaren Trommelfell bis in die Lendengegend verläuft beidseitig je eine oftmals orange bis rötlich gefärbte Warzenreihe. Im Gegensatz zu den meisten heimischen Froschlurchen hat die Geburtshelferkröte eine senkrecht stehende Pupille.
Nahrung Tagsüber hält sich die Geburtshelferkröte in ihrer selbst gegrabenen Höhle oder unter Steinen oder Wurzeln auf. Nachts geht sie auf Nahrungssuche, wobei sie u. a. Käfer, Spinnen, Ringelwürmer, Schnecken, Heuschrecken und Wanzen erbeutet.
Lebensraum Der Landlebensraum ist gekennzeichnet durch wärmebegünstigte Flächen mit keiner oder nur einer geringen Vegetationsdecke, zahlreichen Versteckmöglichkeiten sowie Laichgewässern in direkter Nähe. Diese Bedingungen findet man heute insbesondere in Abgrabungsflächen, wie Steinbrüchen, Kies-, Ton- und Sandgruben. Aber auch Bahndämme, Truppenübungsplätze, Halden und steinige Böschungen werden besiedelt. Als Laichgewässer nutzt die Geburtshelferkröte eine breite Palette an Kleingewässern.
Besonderheiten Bei den Amphibien einzigartig ist die Fortpflanzung der Geburtshelferkröte. Denn nach der Paarung nimmt das Männchen die befruchteten Eischnüre auf und wickelt diese um seine Hinterbeine. Für die nächsten 15-50 Tage wird er sie mit sich herumtragen bis die Larven schlupfbereit sind. Dann bringt das Männchen die Eier zum Gewässer, wo die Larven kurze Zeit später schlüpfen. Schon von Weitem kann man die Geburtshelferkröten mit Einbruch der Dämmerung hören. Ihr glockenartiger Ruf machte sie im Volksmund auch zum „Glockenfrosch“.
Gefährdung Die Geburtshelferkröte kommt heute im gesamten Verbreitungsgebiet überwiegend in Sekundärlebensräumen vor und somit in vom Menschen überprägten Landschaften. Fällt diese Prägung weg oder erfolgt eine Nutzungsänderung, kommt es häufig zu einem Bestandsrückgang durch den Verlust geeigneter Lebensräume. Gründe hierfür sind in Abbaugebieten, einer der häufigsten Sekundärlebensräume, u. a. die Veränderung der Abgrabungstechnik, die Stilllegung, Rekultivierung sowie Folgenutzung des Abbaugebietes. Weitere Gründe sind die Beseitigung von Versteckmöglichkeiten, wie Steinhaufen und -mauern, Schotter- und Geröllhalden, die Aufforstung von Offenflächen sowie eine natürliche Sukzession.

 

Gelbbauchunke (Bombina variegata)

FFH RL Anhang II & IV, NRW RL: 1S, RL D: 2

Kennzeichen

Mit maximal 6 cm Körperlänge gehört die Gelbbauchunke zu unseren kleinsten Froschlurchen. Ausgewachsene Weibchen sind etwas größer und fülliger als gleichaltrige Männchen. Betrachtet man ihre Augen fällt die herzförmige Pupille auf. Ist die Oberseite dieser Tierart unauffällig bräunlichgrau gefärbt und mit kleinen Warzen übersät, so stellt sich den BetrachterInnen die Unterseite im Gegensatz dazu sehr auffällig schwarzgelb gefleckt dar. Diese Unterseitenfärbung ist bei erwachsenen Gelbbauchunken wie ein Passfoto individuell und ändert sich im Laufe des Lebens kaum. 

Nahrung

Gelbbauchunken ernähren sich von einem breiten Spektrum an kleinen, sogenannten wirbellosen Tieren. Dazu gehören Insekten, Spinnen, Schnecken und Würmer. Die Beute muss nur eine maulgerechte Größe haben. 

Lebensraum

Mittlerweile findet man Gelbbauchunken fast ausschließlich in Bodenentnahmeflächen, wie Ton- und Kiesgruben, Steinbrüchen und auf Truppenübungsplätzen, in denen immer wieder offene Bereiche durch die Aktivitäten des Menschen geschaffen werden. Dort entstehen oft wechselnde, kleine Laichgewässer, in denen sich der Laich der Gelbbauchunken zu jungen Unken ohne großen Feinddruck entwickeln kann. 

Besonderheiten

Die schwarzgelbe Unterseite der Gelbbauchunke warnt potentielle Fressfeinde vor ihrer Ungenießbarkeit. Sie ist nämlich dazu in der Lage, bei Gefahr ein Hautsekret abzusondern, welches stark reizend auf Augen-, Nasen- und Mundschleimhäute wirkt. 

Gefährdung

Die Gelbbauchunke ist mittlerweile, neben dem Kleinen Wasserfrosch, die seltenste Amphibienart im Kreis Siegen-Wittgenstein und kommt gegenwärtig nur noch in einer geringen Individuendichte vor. 

Hauptgründe für den starken Bestandseinbruch im Siegerland liegen in der nahezu vollständigen Einstellung des Betriebes der siegerländer Tongruben und Steinbrüche in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie in der Intensivierung der Grünlandwirtschaft. 

Weitere Informationen zu Artenschutzmaßnahmen für die Gelbbauchunke finden Sie hier.

Großes Mausohr (Myotis myotis)

FFH-Anhang II & IV, RL NRW (Säugetiere): *, RL D: *

Kennzeichen Das Große Mausohr ist die größte europäische Myotis-Art. Die Kopf-Rumpf-Länge liegt zwischen ca. 6,5 und 8,5 cm, die Flügelspannweite zwischen 35 und 43 cm. Besondere Kennzeichen sind die langen und breiten Ohren, sowie eine kurze und breite Schnauze. Die Fellfarbe ist an den Haarwurzeln schwarzbraun, an der Oberseite eher hellbraun und an der Bauchseite weiß-gräulich.
Nahrung Hauptnahrung sind Großlaufkäfer, Spinnen und Hundertfüßer, die sie u. a. in mittlerer Flughöhe durch deren Geräusche erfassen. Zwischen den Quartieren und den Jagdgebieten können bis zu 15 km liegen.
Lebensraum Offenes Gelände, z. B. Wiesen, Felder, offenes Waldland wird von den Großen Mausohren bevorzugt, sie sind aber auch in der Nähe von Menschen zu finden. Kirchtürme, Dachstühle und Brücken sind bevorzugte Sommerquartiere, aber auch Vogel- und Fledermauskästen. Als Winterquartiere dienen Höhlen, Stollen, Bunkeranlagen und Keller. Zwischen den Quartieren können bis zu 100 km liegen.
Besonderheiten Mausohren bilden große Kolonien von 50 bis 1000 Tiere. Es wurde nachgewiesen, dass sie über den sogenannten Magnetsinn (Orientierung am Erdmagnetfeld) verfügen. Das Mausohr ist nach der Bundesartenschutzverordnung streng geschützt.
Gefährdung

Das Große Mausohr kann durch die Zerstörung von Quartierstandorten beeinträchtigt werden. Hierzu zählt der Umbau und Verschluss von Dachböden, insbesondere mit Vorkommen von Wochenstubenkolonien. Darüber hinaus werden ganze Quartierstandorte durch nächtliche Beleuchtung unbrauchbar, bspw. durch die Bestrahlung von Kirchen, Burgen und Schlössern. Eine gewisse Gefährdung besteht auch durch die Beeinträchtigung von Jagdhabitaten. Durch zu starke Lichtstellung von Waldbeständen und einer infolge starken Naturverjüngung, wird die Beuteerreichbarkeit am Boden beeinträchtigt. Weiterer Gefährdungsfaktor ist neben der Zersiedelung der Landschaft ein immer dichter werdendes Straßenverkehrsnetz.

Kammmolch (Triturus cristatus)

FFH-Anhang II & IV, RL NRW: 3, RL D: 3

Kennzeichen

Beide Geschlechter sind auf der Oberseite dunkelbraun bis schwarz gefärbt, wobei die Seiten oftmals mit weißen Punkten gezeichnet sind. Die gelbe bis orangene Bauchseite weist ein variables dunkles Fleckenmuster auf. Individuen können anhand des einzigartigen Punktemusters auf dem Bauch über Jahre hinweg identifiziert werden. Der Name des Kammmolchs rührt von der Hochzeitstracht der Männchen her, welche für die Balz, die Mitte April bis Ende Mai stattfindet, einen gezackten Hautkamm auf dem Rücken tragen
Nahrung Kammmolche stellen Top-Prädatoren in fisch- und flusskrebsfreien Kleingewässern, wie z.B. Weihern, dar. Die Larven ernähren sich zuerst von kleinen Krebstieren wie Wasserflöhen und mit dem weiteren Heranwachsen auch von Käferlarven und Schnecken. Erwachsene Kammmolche jagen oder warten versteckt auf ihre Beute. Die setzt sich an Land aus vielen verschiedenen Wirbellosen, wie Würmern, Spinnen und Schnecken, zusammen, im Wasser u.a. aus Kaulquappen, Wasserasseln und Zooplankton.
Lebensraum Kammmolche können ausschließlich in fisch- und flusskrebsfreien Gewässer mit möglichst reichem Unterwasserbewuchs existieren. Für die Überwinterung sind Gehölze lebenswichtige Habitate. Eine gut ausgeprägte kleinräumige Vernetzung von Brachestreifen, Hecken, Feldgehölzen und Kleingewässern ist wichtig für den Kammmolch, da der Aktionsradius der Tiere 500m meist nicht überschreitet.
Besonderheiten

Der Kammmolch hat die längste aquatische Phase der heimischen Molche, die von Ende Februar/März bis August/Mitte Oktober reichen kann. Die Jungmolche verlassen ab August das Gewässer, um an Land zu überwintern. Einzelne Tiere können auch im Gewässer überwintern.

Gefährdung

Eine der Hauptgefähdungsursachen ist der Verlust an geeigneten Laichgewässern, durch beispielsweise wasserbauliche Maßnahmen, Entfernung der Unterwasservegetation, Fischbesatz oder Verfüllung des Gewässers. Auch die Zerstörung des Landlebensraumes durch den Umbau vom Laubwald zu Nadelwald oder die Entfernung von wichtigen Verstecken, wie Totholz, spielt neben der Lebensraumzerschneidung eine entscheidende Rolle.

 Weitere Informationen zu Artenschutzmaßnahmen für den Kammmolch finden Sie hier.

Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri)

FFH Anhang IV, RL NRW: V, RL D: G

Kennzeichen Mit einer Körperlänge von 5-7 cm gehört der Kleinabendsegler zu unseren mittelgroßen Fledermausarten. Das relativ kurze Fell ist auf der Oberseite an den Spitzen rotbraun und an der Haarbasis dunkel schwarzbraun gefärbt, wodurch ein dunkelschimmernder Effekt entsteht. Die Unterseite der Tiere ist gelbbraun gefärbt. Die Hautpartien an Gesicht, den abgerundeten Ohren und Flughäuten sind ebenfalls schwarzbraun gefärbt. Die langen schmalen Flügel (Spannweite von 26-32 cm), die dem Kleinabendsegler einen schnellen und wendigen Flug ermöglichen, sind auf der Unterseite entlang des Körpers und der Unterarme deutlich behaart.
Nahrung Der Kleinabendsegler fängt seine Nahrung direkt aus dem Luftraum, wobei er sich meist nicht mehr als 4 km vom Quartier entfernt. Hierbei jagt er zum einen im Wald entlang von Waldwegen, Schneisen, Kahlschlägen und Rückegassen. Im Offenland nutzt der Kleinabendsegler Gewässer, Hecken und Straßenlaternen für die Jagd. Zur Hauptbeute der rasanten Flieger gehören Nachtfalter, aber auch Zweiflügler und Köcherfliegen.
Lebensraum Der Kleinabendsegler ist eine typische Waldfledermaus, die bei uns am häufigsten in Laubwäldern, insbesondere Buchenwäldern, mit hohem Altholzbestand beheimatet ist. Zum Jagen nutzt der Segler den Wald sowie dessen Randstrukturen. Als Quartier werden bevorzugt natürliche Baumhöhlen, wie Fäulnishöhlen und überwucherte Spalten nach Blitzschlag oder Ausfaulungen in Astlöchern bezogen. Auch Fledermauskästen oder Dachböden werden gelegentlich als Ersatzquartiere angenommen. In unregelmäßigen Abständen werden die Quartier gewechselt, wodurch Quartierkomplexe mit bis zu 50 Einzelquartieren entstehen können.
Besonderheiten Zwischen den Sommer- und Winterquartieren macht der Kleinabendsegler meist weite Wanderungen von 400 bis 1100 km und gehört damit zu den Fernstreckenziehern unter den Fledermäusen. In den südwestlich gelegenen Regionen verbringt er den Winterschlaf in Baumhöhlen, selten in Gebäuden oder Fledermauskästen. Wie die meisten Fernstreckenzieher bringt auch der Kleinabendsegler in der Regel Zwillinge zur Welt.
Gefährdung Als Waldart kann der Kleinabendsegler durch starken Holzeinschlag, besonders in besiedelten Quartierzentren beeinträchtigt werden. Ein ernst zu nehmender Gefährdungsfaktor ist der Ausbau der Windenergie. Als migrierende Art, die sich darüber hinaus nicht selten in großen Höhen aufhält, werden Kleinabendsegler nicht selten Opfer durch die Rotoren von Windenergieanlagen.

 

Schwarzstorch (Ciconia nigra)

Anhang VS-Richtlinie: I, RL NRW (Brutvögel): *, RL D: *

Kennzeichen Das Gefieder ist überwiegend schwarz gefärbt und glänzt je nach Lichteinfall grün metallisch. Brust, Bauch und Teile der Unterflügel und des Unterschwanzes sind weiß. Während der Brutzeit leuchten Schnabel und die Beine rot, in der übrigen Zeit sind sie eher bräunlich. Mit ca. 97 cm Körpergröße ist er kleiner als der Weißstorch.
Nahrung Die Art ernährt sich hauptsächlich von Amphibien und Fischen, aber auch Wasserinsekten und deren Larven. Zusätzlich stehen Kleinsäuger ab und zu auf dem Speiseplan.
Lebensraum Der Schwarzstorch ist ein Zugvogel, unseren Winter verbringt er in Afrika. In NRW tritt er wieder als Brutvogel auf und bevorzugt große, alte und vor allem geschützte Laub- und Mischwälder, in deren Nähe sich Fließgewässer, Tümpel, Teiche oder Moore befinden.
Besonderheiten Im Gegensatz zum Weißstorch klappert der Schwarzstorch eher selten. Er ist jedoch in der Lage, im Flug leise fauchende, zischende, sowie flötende Töne abzugeben.
Gefährdung

Der Schwarzstorch ist durch starken Holzeinschlag in Altholzbeständen gefährdet. Finden diese auch noch während der Brutzeit in der Nähe des Horstes statt, besteht die Gefahr einer Brutaufgabe. Zunehmend trockene Sommer gefährden darüber hinaus die Nahrungsgrundlage des Schwarzstorches. Wie viele andere Großvögel besteht auch eine zunehmende Beeinträchtigung durch den Ausbau der Windenergie.

Braunkehlchen (Saxicola rubetra)

Anhang VS-Richtlinie: I, RL NRW (Brutvögel): 1S, RL D: 3

Kennzeichen Das Prachtkleid der Männchen ist oberseits schwarzbraun gefärbt mit hellbraunen Federsäumen. Die Brust ist braunrot. Auffällig ist die dunkelbraune Gesichtsmaske mit dem hellen Überaugenstreif sowie die helle Kehle. Die Weibchen sind im Vergleich zu den Männchen in schlichten Brauntönen gefärbt.
Nahrung Insekten, Spinne, Schnecken und Würmer.
Lebensraum Das Braunkehlchen braucht offene und extensiv genutzte Nass- und Feuchtwiesen mit einer ausgeprägten Krautschicht und einzelnen höheren Strukturen, wie Zaunpfähle oder höher wüchsige Stauden, die als Sing- und Ansitzwarte genutzt werden. Den Winter verbringen sie nach einem Langstreckenflug südlich der Sahara.
Besonderheiten Mit einem Anteil von 40% vom Landesbestand handelt es sich bei den Populationen im Vogelschutzgebiet in Burbach und Neunkirchen um den größten Brutbestand in NRW. Jährlich werden hier insgesamt 70-80 Reviere gezählt. Somit ist das Vorkommen auch das größte im gesamten Kreis Siegen-Wittgenstein.
Gefährdung

Das Braunkehlchen ist heute aus weiten Bereichen seines ursprünglichen Verbreitungsgebietes verschwunden. Hauptursachen sind in der intensivierten landwirtschaftlichen Nutzung zu suchen. Als Bodenbrüter ist die Art durch mehrfache Grasschnitte gefährdet. Darüber hinaus wird die ökologische Qualität vieler Wiesen durch eine intensive Düngung strak reduziert. Neben den häufigen Nutzungsintervallen ist dies besonders eine Verarmung der Pflanzendiversität und folglich eine reduzierte Nahrungsgrundlage. Hinzu kommt die Trockenlegung von Feuchtgrünland, Grünlandumbruch sowie die Nutzungsaufgabe von Flächen. Als Langstreckenzieher ist das Braunkehlchen neben dem Klimawandel durch Veränderungen in den Rast- und Winterhabitaten gefährdet.

Seltene und gefährdete Pflanzenarten

Arnika (Arnica montana)

FFH Anhang V, RL D: 3, RL NRW: 3S

Kennzeichen Arnika, im Volksmund auch Bergwohlverleih genannt, ist mit ihren weithin leuchtend gelben Blütenköpfen eine unserer schönsten und auffälligsten Blütenpflanzen. Die zwischen 20-60 cm hoch werdende Arnika blüht im Juni und Juli. Meistens wachsen die Pflanzen in größeren dichten Trupps und fallen durch die hoch aufragenden langen Blütenstängel auf. An jedem Blütenstängel sitzen eine oder wenige 5-8 cm große goldgelbe Blütenköpfchen. Die grünglänzenden Blätter wachsen meist dicht am Boden liegend und bilden dort Rosetten. Nur vergleichsweise wenige Rosetten bilden in den Vorkommen Stängel mit Blüten aus. Neben der Vermehrung über Samen kann sich Arnika auch vegetativ über Wurzelausläufer vermehren, sodass eine Gruppe von dichtstehenden Einzelpflanzen genetisch identisch bzw. aus einem Klon bestehen kann.
Lebensraum Arnika benötigt saure, nährstoffarme Böden und wächst daher meistens in extensiv genutztem Grünland, dort vor allem in Borstgrasrasen, sowie in Magerwiesen und -weiden aber auch in Heiden und am Rand von Mooren und Wegrainen. Wichtig sind lückige sonnige Stellen, die nicht zu trocken sein dürfen. Borstgrasrasen, für die die Arnika eine besonders charakteristische Art ist, sind im Prinzip sehr nährstoffarme niedrigwüchsige, aber dennoch artenreiche Wiesen oder Weiden.
Besonderheiten Obwohl die meisten Menschen sie in der Natur noch nicht gesehen haben, ist Arnika als Heilpflanze in Salben oder Tinkturen weithin bekannt. Äußerlich angewendet, hilft sie gegen Prellungen, Entzündungen sowie Muskel- oder Gelenkschmerzen. Arnika ist eine sogenannte „Kennart“ für „Artenreiche Borstgrasrasen“, ein seltener Lebensraum, der im Anhang I der Fauna-Flora-Habitat-Richtinie aufgeführt ist. Der Anhang I beinhaltet generell natürliche und naturnahe Lebensräume von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete im Netzwerk Natura 2000 ausgewiesen werden sollen.
Vorkommen im Kreisgebiet Dank der Schutzmaßnahmen, insbesondere in Naturschutzgebieten, und durch angepasste extensive Bewirtschaftung gibt es noch einige größere stabile Vorkommen der Arnika im Kreisgebiet, z.B. auf der Lipper Höhe in Burbach, bei Walpersdorf in Netphen oder bei Richstein in Bad Berleburg. Bedauerlicherweise nehmen allerdings insgesamt die Arnikabestände in den letzten Jahrzehnten auch bei uns ab.
Gefährdung

Die Arnika ist in vielen Ländern Mitteleuropas verbreitet und überall sind die Bestände rückläufig, in einigen Ländern, wie z.B. in Belgien und Luxemburg oder auch in Kroatien ist sie sogar vom Aussterben bedroht. Für Deutschland gilt sie als nationale Verantwortungsart, d.h. Deutschland trägt eine besondere Verantwortung zu ihrem Erhalt und Schutz. Eine Gefährdungursache der Arnika ist bislang die Wildsammlung der Blütenköpfe für medizinische Zwecke, allerdings wirkt sich die anhaltende Zerstörung ihrer Lebensräume viel gravierender aus. Werden die mageren, lückigen Grünlandbereiche, Heiden und Borstgrasrasen weiterhin zurückgedrängt, ist es auch um die Arnika geschehen.

 

Europäische Trollblume Trollius europaeus

RL D: 3, RL NRW: 2, Kreis Siegen-Wittgenstein: 2

Kennzeichen Die zu den Hahnenfußgewächsen gehörende Europäische Trollblume kann bis zu 60 cm hoch werden. Die gestielten, oberseits dunkelgrünen Grundblätter sind handförmig geteilt. Zur Blütezeit der Pflanze sterben die Grundblätter ab. Die meist nur dreigeteilten Stängelblätter wachsen ohne Stiel direkt am Stängel, an dem sich am oberen Ende einzelne, zwittrige Blüten entwickeln. Die leuchtend gelben, kugeligen Blüten erreichen einen Durchmesser von 3 cm. Dieser Blütenform verdankt die Trollblume ihren Namen – vom althochdeutschen Wort „troll“, für kugelig, nicht etwa von dem berüchtigten Fabelwesen.
Lebensraum

Die heimische Trollblume ist eine Gebirgsart. Sie wächst bevorzugt auf gut durchsickerten, nassen Wiesen oder auch an Gewässerrändern. Die Standorte sollten kühl sein und, neben einer guten Wasserversorgung, auch eine ausreichende Nährstoffversorgung bieten.

Die Europäische Trollblume ist die einzige in Europa vorkommende Trollblumenart.
Besonderheiten

Die anfangs kuppelförmig dicht zusammenschließenden Blütenblätter haben nur an der Spitze eine kleine Öffnung. Hier können kleine Fliegen oder Käfer eindringen. Einige dieser Fliegenarten bestäuben die Blüte, legen aber auch ihre Eier dort ab und ihre Larven fressen die heranreifenden Samen. Wenn zu viele dieser Larven in der Trollblumen-Blüte heranwachsen, reifen zu wenig Samen heran und der Bestäubungsdienst der Fliegen muss teuer bezahlt werden. Größere, stärkere Insekten wie Hummeln oder Bienen sind in der Lage, die Blütenblätter zur Seite zu drücken um an den Nektar zu gelangen. Zum Keimen benötigen die nur im Dunkeln keimenden Samen zusätzlich einen Kältereiz.

Die ganze Pflanze ist giftig. Weidetiere meiden sie.
Gefährdung

Die Trollblume ist auf eine extensive Grünlandnutzung angewiesen. Zu frühe Mahd oder Entwässerung bringen sie zum Verschwinden.

Blauer Eisenhut (Aconitum napellus)

RL D: *, RL NRW: *, im Kreis Siegen-Wittgenstein: 3

Kennzeichen

Der zu den Hahnenfußgewächsen gehörende Blaue Eisenhut kann Wuchshöhen von bis zu 1,5 Metern erreichen. Die gestielten, dunkelgrünen Blätter sind handförmig mit bis zu sieben Zipfeln tief geteilt und stehen wechselständig an dem stabilen, aufrechten Stängel. Die dunkelblau-violetten Blüten erscheinen im Sommer. Der oft verzweigte Blütenstand mit seinen zahlreichen, dicht stehenden Einzelblüten ist schon von Weitem zu sehen.

Der Name Eisenhut weist auf die Blütenform hin, die an den Helm einer Ritterrüstung erinnert.
Lebensraum

Der Blaue Eisenhut ist eine Gebirgsart. Er wächst bevorzugt auf kühlen, feuchten, nährstoffreichen und hellen bis halbschattigen Standorten und steigt bis in Höhenlagen von über 2000 Metern auf. Durch Verwilderung von Gartenpflanzen kann man ihn allerdings auch außerhalb seines natürlichen Verbreitungsgebietes antreffen.

Unser heimischer Blauer Eisenhut gedeiht auf feuchten Wiesen, in Auwäldern oder bildet Hochstaudenfluren entlang von Bächen.
Besonderheiten

Die erste Besonderheit fällt gleich ins Auge, seine Blüten. Die fünf Blütenblätter sind unterschiedlich gestaltet und zweiseitig symmetrisch (zygomorph) angeordnet. Das obere, helmförmige Blütenblatt schließt die Blüte nach oben ab, die beiden unteren bieten anfliegenden Insekten einen Landeplatz. Vor allem Hummeln profitieren von der besonderen Blütenform.

Wichtig! Alle Teile der Pflanze sind stark giftig und das Gift wird auch durch Hautkontakt aufgenommen.

Die Pflanze gilt aus giftigste Pflanze Mitteleuropas und diente in früherer Zeit dazu, unliebsame Zeitgenossen aus dem Weg zu räumen. Darauf deuten die Bezeichnungen Giftkraut, Wolfswurz, Ziegentod u.a. hin. Eisenhut gilt zwar als Heilpflanze, aber eine Selbstbehandlung ist ausgeschlossen!!! Arzneilich wird die Pflanze heutzutage z.B. als homöopathische Zubereitung eingesetzt, wobei die Wirkstoffe so behandelt werden, dass sie ihre Giftwirkung verlieren.
Vorkommen im Kreisgebiet Der Blaue Eisenhut bildet noch ausgedehnte Hochstaudenfluren an mehreren Stellen im Kreis, sowohl in Wittgenstein, hier beispielsweise im NSG Elberndorfer Bachtal oder an der oberen Eder, als auch im südlichen Siegerland z.B. in den NSG´s Wetterbachtal, Rübgarten oder Weier-und Winterbach.
Gefährdung

Auch für Mensch und Tier giftige Pflanzen sind wichtige Bestandteile der Ökosysteme und daher zu dulden und ggfs. zu erhalten. Da in der Vergangenheit viele Standorte wie Auwälder und Bachufer durch Entwässerung, Verbauung oder Besiedlung vernichtet wurden, ist auch der Bestand des Blauen Eisenhuts rückläufig.

 

Blume des Jahres 2023: Kleine oder Gewöhnliche Braunelle (Prunella vulgaris)

RL D: *, RL NRW: *

Die Blume des Jahres Die Loki Schmidt Stiftung hat die Kleine Braunelle zur 44. Blume des Jahres gewählt, um auf den zunehmenden Verlust heimischer Wildpflanzen aufmerksam zu machen, denn selbst eigentlich robuste, früher häufig zu findende Wildblumen, wie die Kleine Braunelle, werden mit dem Verschwinden artenreicher Wiesen und Weiden, Rasen und Wegränder immer seltener.
Kennzeichen Die Kleine Braunelle gehört zu den Lippenblütlern. Sie ist eine immergrüne Pflanze, die oberirdische Ausläufer bildet. Die vierkantigen Stängel sind kurz behaart, die länglich-eiförmigen Blätter gegenständig angeordnet. An den bis zu ca. 25 cm hohen, aufrecht wachsenden Stängeln bilden sich am Ende walzenförmige Ähren mit dicht gedrängt stehenden Blüten. Die blauvioletten Blütenblätter sind unterschiedlich gestaltet und zweiseitig symmetrisch (zygomorph) angeordnet. Die Blütenblätter sind etwa doppelt so lang wie die Kelchblätter und im unteren Teil zu einer geraden Röhre verwachsen. Die Kelchblätter sind braun und bilden einen schönen Kontrast zu den Blüten.
Lebensraum

Die Kleine Braunelle ist in Mitteleuropa weit verbreitet. Sie bevorzugt einen nährstoffreichen, humosen Lehmboden mit guter Wasserversorgung. Sie wächst auf Glatthaferwiesen und auf Weiden, in feuchtem Grünland, entlang von Ufern und Waldwegen, selbst auf Äckern kann man sie finden.

Früher eine eurasische Art, heute weltweit verbreitet, in manchen Gegenden gilt sie als invasiver Neophyt, wie auf Hawaii.
Besonderheiten

Die lange Blütezeit von Juni bis Oktober bietet Nahrung für zahlreiche Insekten. Wildbienen, darunter Hummeln, und zahlreiche Schmetterlinge suchen die Blüten auf.

Die Kleine Braunelle enthält einige biologisch aktive Substanzen wie z.B. Gerbstoffe, Flavonoide und Saponine. Heute wird sie bei uns kaum noch als Heilmittel eingesetzt, früher galt sie als heilsam bei Erkältungen, Magen-Darm-Beschwerden und sogar bei Diphtherie.

Junge, noch nicht blühende Pflanzenteile sind essbar.
Vorkommen im Kreisgebiet Als Kulturbegleiterin ist die Kleine Braunelle überall im gesamten Kreis zu finden.
Gefährdung

Auch wenn die Kleine Braunelle robust ist, und sie Mahd, Viehtritt und Fraß übersteht, zu häufige Mahd von Wiesen, Rasenflächen und Wegrändern läßt ihr keine Zeit zum Blühen und zur Samenbildung. Darum gehen die Bestände mittlerweile zurück.

 

Baum des Jahres 2023: Moorbirke (Betula pubescens)

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Baum des Jahres

Die Moorbirke wurde von der Dr. Silvius Wodarz Stiftung zum Baum des Jahres gekürt. Sie gehört zur artenreichen Gattung der Birken, die mit rund 60 Arten - und zahlreichen Naturhybriden - weite Bereiche der Nordhalbkugel der Erde besiedeln. Die Moorbirke selbst wird in mehrere Unterarten oder Varietäten gegliedert, darunter die im Kreis Siegen-Wittgenstein vorkommende Karpatenbirke (Betula pubescens ssp. carpatica).

Die Moorbirke wurde gewählt, um auf ihre besonderen Fähigkeiten aufmerksam zu machen. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Mittel- und Nordeuropa über Russland bis nach Asien. Die Moorbirke gilt als nördlichster Baum Europas. Sie konnte nach der letzten Kaltzeit sowohl in alpine Regionen vordringen, als auch in die Subarktis, wo sie sowohl auf Moorstandorten, als auch in der Taiga und der Baumtundra eine wichtige Baumart ist. Die subarktische Baumgrenze im Norden wird von einem reinen Birkenwaldgürtel aus Moorbirken gebildet.

Kennzeichen

Die Moorbirke ist je nach Standort ein sommergrüner Strauch oder Baum. Nahe der Baumgrenze wächst sie als Strauch, ansonsten kann sie Wuchshöhen von bis zu 30 Metern und ein Alter von ca. 120 bis 150 Jahren erreichen. Oft wächst sie mit mehreren Stämmen, deren gräulich-weiße Borke schon von weitem ins Auge fällt. Die Äste wachsen aufsteigend oder waagerecht vom Stamm abstehend, die Zweigspitzen hängen nicht herab, wie bei der Hängebirke.

Die jungen, rotbraunen Zweige sind – im Gegensatz zur Hängebirke - behaart, ebenfalls die jungen Laubblätter. Die wechselständig angeordneten Blätter haben einen Stiel und eine eiförmige bis rautenförmige Spreite mit herzförmigem Grund und kurzer Spitze. Die Moorbirke ist - wie alle Birkenarten - einhäusig, d.h. sie entwickelt weibliche und männliche Blüten am selben Baum aber an getrennten Blütenständen. Die männlichen Blütenstände, die auffälligen gelben Kätzchen, entlassen im Frühling ihren Pollen, der vom Wind verbreitet wird und so zu den weiblichen Blüten gelangt.

Eine Moorbirke kann im Jahr Millionen Samen produzieren. Die sehr leichten und mit Flügelchen versehenen Samen werden durch den Wind weit verbreitet.
Lebensraum Die Moorbirke ist eine Pionierbaumart, die neu entstandene Lebensräume rasch besiedeln kann. Sie bevorzugt sonnige Standorte mit gut durchfeuchteten Böden, kommt aber auch auf völlig durchnässten, luftarmen, sauren bis sehr sauren Böden klar. Hier kann sie dauerhaft natürliche Waldgesellschaften, wie Moorwälder oder Bruchwälder, bilden. Aber auch auf trockeneren Standorten kann man sie finden, wo sie in Laubwäldern gemeinsam mit Esche, Hängebirke oder Vogelbeere wächst.
Besonderheiten

Die Moorbirke ist unempfindlicher als die ebenfalls als Pionierart geltende heimische Hängebirke. Sie kann starke Fröste bis unter -40° C verkraften. Bei diesen tiefen Temperaturen schützt sich die Moorbirke vor dem Erfrieren, indem sie in den Zweigen enthaltene Stärke in Öl umbaut, wobei Wärme entsteht. Ihre Blätter erfrieren erst ab -6 °C! Die helle Rinde dient als Schutz vor zu starker Sonneneinstrahlung, der das empfindliche Gewebe unter der Rinde zerstören würde.

Die Moorbirke bildet ein flach wurzelndes Herzwurzelsystem aus mit bis zu 20 Meter langen Seitenwurzeln. Sie ist ein sehr durstiger Baum, an heißen Sommertagen kann eine Moorbirke dem Boden bis zu 500 Liter Wasser entnehmen. Tee aus den Blättern der Moorbirke hat eine salz- und wasserausscheidende Wirkung.
Vorkommen im Kreisgebiet Im Kreisgebiet kommen die beiden sehr ähnlichen Arten Sand- oder Hängebirke (Betula pendula) und die Karpatenbirke (Betula pubescens ssp. carpatica), eine Unterart der Moorbirke, vor. Die Karpatenbirke bildet in den Niedermoorgebieten des Rothaarkammes größere, zusammenhängende Bestände, wie z.B. im Elberndorfer Bachtal oder im oberen Edertal. Sie steht aber auch verschiedentlich in den Haubergen des Siegerlandes.
Gefährdung

Die Moorbirke kennt keine bestandsbedrohenden Schädlinge, nur wird sie stärker als die Sandbirke verbissen. Der größte Gefährdungsfaktor besteht in der fehlenden Wertschätzung der Moorbirke und auch der Hängebirke. Ihre Leistungen für die Biodiversität - zahlreiche Käfer-, Zikaden-, Wanzen-, Pflanzenwespen- und Schmetterlingsarten leben z.T. ausschließlich an Moorbirken, außerdem viele Pilze und nicht zu vergessen das Birkhuhn - aber auch ihr forstliches Potential wurden bisher weitgehend nicht anerkannt.

Die Moorbirke und ihre Unterart Karpatenbirke gelten aber als Hauptbaumarten des prioritären FFH-Lebensraumtyps Moorwälder, die gleichzeitig auch gem. § 30 BNatSchG bzw. § 42 LNatSchG NW geschützte Biotope sind.

 

Giftpflanze des Jahres 2023: Petersilie (Petroselinum crispum)

Giftpflanze des Jahres Seit 2005 macht der Botanische Sondergarten in Hamburg-Wandsbeck auf Giftpflanzen aufmerksam, denen wir oft tagtäglich begegnen, ohne an eine evtl. Giftwirkung zu denken. Dieses Jahr wurde die Petersilie ausgewählt. Die Petersilie??! Dieses harmlose und beliebte Gewürzkraut soll giftig sein? Ja, aber nur unter bestimmten Bedingungen – s.u.
Kennzeichen Die Petersilie wächst zweijährig und bildet eine rübenförmige Wurzel aus. Im ersten Jahr wachsen nur gestielte Grundblätter. Die dunkelgrünen Blätter sind zwei- bis dreifach gefiedert. Diese Blätter sind nicht giftig und dienen als beliebtes Gewürz. Im zweiten Jahr wachsen neben den Grundblättern aus der Wurzel mehrere kahle Stängel, die bis etwa 90 cm hoch werden können und doldige Blütenstände mit unscheinbaren gelbgrünen Blüten entwickeln. Die sich entwickelnden Samen sind nicht zum Verzehr geeignet, ebenfalls die Blätter im zweiten Jahr!
Lebensraum Petersilie kommt wildwachsend im Mittelmeerraum vor, in Mitteleuropa wird sie vermutlich in jedem Gemüsegarten angebaut, verwildert aber nur selten. Sie gedeiht am besten auf nährstoffreichen Lehmböden mit guter Wasserversorgung. Der Botanische Sondergarten empfiehlt eine Kultur im Kübel und jedes Jahr frische Komposterde.
Besonderheiten Um Verwechslungen mit der giftigen Hundspetersilie zu vermeiden, wurden Kulturformen mit mehr oder weniger krausen Blättern gezüchtet. Die Glatte Petersilie ist aber aromatischer und daher eher zum Würzen geeignet, die krause Variante kann man gut direkt verzehren.
Inhaltsstoffe Die Petersilie enthält sehr viel Vitamin C (160mg/100 Gramm Kraut). Schon 4 Gramm enthalten rund 5 % des Tagesbedarfs an Vitamin C und fast 100 % an Vitamin K, daneben auch die Vitamine A, B9 und E, Folsäure und Carotinoide, außerdem Mineralstoffe wie Kalzium, Magnesium und Eisen. Die Petersilie wirkt blutreinigend und unterstützt die Leber und die Nieren und soll auch die Zellentartung verringern helfen.
Wirkung

Vor allem die Samen, aber auch das Kraut im zweiten Jahr, enthalten Petersilienöl. Das hierin enthaltene Apiol wirkt auf die glatte Muskulatur der Blase, des Darms und besonders der Gebärmutter. Früher wurde Petersilienöl zu Abtreibungszwecken verwendet, was oftmals für die Frau üble Folgen hatte. Darauf weist das Sprichwort „Petersilie bringt den Mann aufs Pferd und die Frau unter die Erd“ hin.

Beim Verdacht einer Vergiftung bitte unverzüglich einen Arzt aufsuchen.