Natura 2000

Im Kreis Siegen-Wittgenstein liegen 30 FFH-Gebiete mit einer Fläche von 15.5 ha (ca. 13,7 Prozent der Kreisfläche). Außerdem befindet sich im Kreisgebiet ein EU-Vogelschutzgebiet (4.654 ha). Die Biologische Station betreut einen Großteil der Natura-2000 Gebiete im Kreisgebiet. Hier stellen wir Ihnen einige dieser Gebiete vor.

Vogelschutzgebiet Wälder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchen

Das einzige Vogelschutzgebiet des Kreises Siegen-Wittgenstein befindet sich in den Gemeinden Burbach und Neunkirchen. Die überregionale Bedeutung des VSG Burbach-Neunkirchen liegt insbesondere an seinem Landschaftsmosaik und der umfangreichen Habitatausstattung mit entsprechender Avifauna. Das Projektgebiet stellt das letzte Brutvorkommen des hochgradig gefährdeten westlichen Haselhuhns (Bonasa bonasia rhenana) dar. Das Wetterbachtal besitzt die größte Population des Braunkehlchens (Saxicola rubetra) in NRW.  Darüber hinaus kommen mindestens 11 weitere Arten des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie im Gebiet vor: Schwarzstorch, Wespenbussard, Rotmilan, Wachtelkönig, Rauhfußkauz, Sperlingskauz, Eisvogel, Schwarzspecht, Grauspecht, Mittelspecht und Neuntöter.

Das Schutzgebiet liegt im äußersten Süden des Kreises, wurde im Jahr 2001 als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen und hat eine Flächengröße von ca. 4.660 ha. Direkt angrenzend an das VSG Burbach-Neunkirchen befinden sich in Rheinland-Pfalz das VSG „Westerwald“ (DE-5312-401) und auf hessischer Seite das VSG „Hoher Westerwald“ (DE-5115-401).

Die Biologische Station ist für das Monitoring, d.h. für die regelmäßige Kontrolle und Dokumentation der Häufigkeit und Verbreitung ausgewählter Tier- und Pflanzenarten bzw. Lebensräume zuständig. Beispielsweise werden die großen Vorkommen von Braunkehlchen im Buchhellerquellgebiet und im Wetterbachtal bei Holzhausen zusammen mit anderen Wiesenbrütern wie Wachtelkönig, Wiesenpieper und Bekassine beobachtet bzw. betreut. Das Vogelschutzgebiet ist außerdem das Projektgebiet unseres LIFE-Projektes „Siegerländer Kultur- und Naturlandschaften“.

Gebietsinformationen

Kennung: DE-5214-401

Größe: 4654 ha

Mehr Informationen zum Vogelschutzgebiet finden Sie über unser Life Projekt "Life 4 Siegerlandscapes".

FFH-Gebiet Gernsdorfer Weidekämpe

Das Gebiet befindet sich im östlichen Siegerland zwischen Wilnsdorf-Gernsdorf und Netphen-Irmgarteichen und stellt einen typischen Ausschnitt der alten bäuerlichen Kulturlandschaft dar. Im vorigen Jahrhundert befanden sich in dem Gebiet die Gemeindeviehweide von Gernsdorf, Hauberge, die neben der Holzgewinnung auch als Weidefläche dienten, sowie kleinparzelliertes Grün- und Ackerland. Nachdem in den 1960er Jahren ein Teil der Flächen brach gefallen war, wurde die Bewirtschaftung Ende der 1980er Jahre wieder aufgenommen, finanziell gefördert durch Programme zur naturschutzgerechten Landbewirtschaftung (Vertragsnaturschutz).

Durch die extensive landwirtschaftliche Nutzung entwickelte sich, in Abhängigkeit von Nutzungsart und Bodenbedingungen, eine Vielzahl verschiedener Biotope, die heute für den Naturschutz eine große Bedeutung haben: Mager- und Borstgrasrasen, buntblumige Berg-Glatthaferwiesen, Feuchtwiesen und Kleinseggen-Sümpfe. Hecken, Bäume und naturnahe Quellen tragen zur Vielfalt des Gebietes bei. Eine Besonderheit des Gebietes stellt die große Anzahl an Orchideen dar, da in den Sommermonaten in den Wiesen und Weiden des Gebietes blühen. Es handelt sich hier um die Waldhyazinthe und das Gefleckte Knabenkraut.

Neben vielen besonderen Pflanzenarten ist das Gebiet von Bedeutung für Braunkehlchen und Wiesenpieper. Damit die Wiesenvögel ungestört brüten und ihre Jungen aufziehen können, werden im Schutzgebiet die Weiden zwischen Mai und Juni nicht beweidet und die Wiesen erst ab Juli gemäht.

Der Weidekamp im Eschebruch ist aus einem so genannten Hauberg hervorgegangen. Hauberg nennt man im Siegerland den Niederwald, der heute nur noch der Brennholzgewinnung dient. Nördlich der Landstraße erstrecken sich die auf den Stock gesetzten Bäume, meist Birken und Eichen. Sie schlagen mehrstämmig wieder aus, werden aber nicht mehr so hoch, deshalb nennt man diese Waldform Niederwald. In früheren Zeiten wurden die Hauberge viel weitgehender genutzt, unter anderem auch als Waldweide.

Die Biologische Station Siegen-Wittgenstein betreut das Gebiet. Im Gebiet befinden sich auch Flächen der NRW-Stiftung, die jedoch durch den NABU Siegen-Wittgenstein betreut werden. Besuchen Sie das Gebiet auf einer unserer Exkursionen!

Gebietsinformationen

Kennung: DE-5115-301

Größe: 110 ha

Den Flyer zum Naturschutzgebiet "Gernsdorfer Weidekämpe" finden Sie hier.

FFH-Gebiet Rothaarkamm und Wiesentäler

Bei dem Gebiet handelt es sich um ein 3441 Hektar großes ausgedehntes Waldgebiet des südlichen Rothaarkammes. Das große Schutzgebiet zeichnet sich durch ein Mosaik verschiedenster, wertvoller Lebensräume aus, die wiederum einer Vielzahl von seltenen Tier- und Pflanzenarten ein Refugium bieten. Ein großer Teil der Waldflächen werden von Buchenwäldern eingenommen. Je nach Standort finden sich aber auch Besonderheiten wie Karpatenbirken-Bruchwälder und sogar ein Schluchtwald. Entlang der naturnahen Bäche wachsen oft Erlen-Auwälder.

Aufgrund der Höhenlage (um 600 m) und der kühl-feuchten Witterung haben sich Niedermoore gebildet, die z.T. erhalten geblieben sind. Der Reichtum an Quellen sowie kleineren und größeren Fließgewässern prägt die Landschaft. Das Grünland zeigt eine Palette von Glatthafer- und Bergmähwiesen, über Nass- und Moorwiesen, Pfeifengraswiesen bis zu Magerwiesen und -weiden und auch Borstgrasrasen.

Vor allem der Bereich des Rothaarkamms ist sehr geschichtsträchtig. Die Ginsburg und Ginsberger Heide sind bis in die Niederlande bekannt, da hier im Jahre 1568 durch Wilhelm von Oranien ein Heer zur Befreiung der Niederlande gesammelt wurde. Die Eisenstraße und die Kohlenstraße geben Zeugnis von früheren Fernstraßen, die über die Höhenzüge führten und sich bis ins Rhein-Main-Gebiet fortsetzten.

Die Biologische Station betreut mehrere Bereiche und Naturschutzgebiete, die innerhalb des FFH-Gebietes liegen. Dazu gehören beispielsweise die NSGs Oberes Lahntal und Laaspher Rothaarkamm, die Ginsberger Heide oder das Benfe Tal, in dem die Biologische Station NRW-Stiftungsflächen betreut.

Gebietsinformationen

Kennung: DE-5015-301

Größe: 3441 ha

Den Flyer zum FFH-Gebiet "Rothaarkamm und Wiesentäler" finden Sie hier.

FFH-Gebiet Buchheller-Quellgebiet

Das Buchhellerquellgebiet liegt unmittelbar am Rand der im Tertiär abgelagerten Basalte. Darauf weisen die zahlreichen, teilweise bestockten Lesesteinhaufen aus großen Basaltblöcken hin. Im Süden und Westen reicht das Schutzgebiet bis zur Landesgrenze. Im östlichen Teil durchzieht ein alter Bahndamm das Gebiet. Im Süden und Westen wird das Naturschutzgebiet von Fichtenkulturen begrenzt, die anstelle der eigentlich typischen Buchen- bzw. Edellaubholzwälder eine artenarme Ersatzgesellschaft auf dem Basalt ausbilden. Auf dem flachwelligen, schwach nach Nordosten geneigten Hochplateau überwiegen Böden, die schwankenden Wasserständen unterliegen, wie Pseudogleye und ständig wasserbeeinflusste Moorböden. Im Süden des Gebietes entspringen in flachen Mulden mehrere, meist von Quellfluren begleitete Quellbäche der Buchheller. Um die Quellbereiche sind, der Geländemorphologie folgend, Feuchtweiden, feuchte Borstgrasrasen, Pfeifengraswiesen und Kleinseggenriede mit Flachmoorvegetation ausgebildet. Trockenere Kuppenlagen werden durch Borstgrasgesellschaften charakterisiert. Diese Borstgrasrasen und Torfbinsenrasen sind mit ihrer flächenmäßig großen Ausdehnung, standörtlichen Vielfalt und ihrem reichen Arteninventar von hervorragender Repräsentativität für den Naturraum Westerwald sowie für das gesamte Rheinische Schiefergebirge. Der östliche Teil des Gebietes wird durch artenreiche, extensiv genutzte, sehr blumenbunte Berg- Mähwiesen geprägt. Diese artenreichen Berg-Mähwiesen sind für den Hohen Westerwald absolut repräsentativ ausgebildet. Auch hier bedingt die durch Vertragsnaturschutz erreichte historische Nutzung mit spätem Mahdtermin ihren sehr guten Erhaltungszustand. Weiterhin bestehen Grünlandbrachen, welche von feuchten Knöterich- und Pfeifengraswiesen dominiert werden. Kleinräumig sind Übergangsmoore erhalten geblieben, in denen stellenweise Scheidenwollgras wächst.

Das Buchhellerquellgebiet stellt einen national bedeutsamen Kernraum für Arten der Lebensgemeinschaft der Arten der Borstgrasrasen dar. Dieser dient als Ausbreitungszentrum für das Siegerland und den Westerwald. Zusammen mit den nahe gelegenen "Bergwiesen Lippe" sind auch die Berg-Mähwiesen des Buchheller-Quellgebietes Kernbereiche im landesweiten Biotopverbund. Dem Gebiet kommt neben der reichen Ausstattung mit ökologisch teilweise sogar national sehr wertvollen Biotopen auch eine große Bedeutung aus landschaftlicher und aus kulturhistorischer Sicht zu. Bedingt durch die bis in die heutige Zeit hineinreichende durchgehende extensive Nutzung großer Flächenkomplexe kann an vielen Stellen die alte landwirtschaftliche Nutzungsform in der Landschaft abgelesen werden. Durch die klimatischen Voraussetzungen (hoher Niederschlag, geringe Temperatur) und die Höhenlage handelt es sich in weiten Teilen um Grenzertragsflächen, wie sie heute in ganz Nordrhein-Westfalen nur selten angetroffen werden können.

Gebietsinformationen

Kennung: DE-5214-309

Größe: 203 ha

FFH-Gebiet Weissbachtal zwischen Wilgersdorf und Rudersdorf

Bei diesem Schutzgebiet handelt es sich um einen über 3 km langen, reich strukturierten, offenen Talabschnitt des Weißbachtals unterhalb von Wilgersdorf im Siegerland. Der Weißbach verläuft überwiegend naturnah als Wiesenbach. Im mittleren Talabschnitt ist er außerordentlich dynamisch mit sich verlagernden Mäandern, Sand- und Kiesbänken und bis zu 3 m hohen Steilufern. Die Talsohle wird nahezu überall von Feucht- und Nasswiesen eingenommen, die teilweise brach liegen. Kleinflächig finden sich Klein- und Großseggenriede, Binsen und Waldsimsenbestände am Rande der Talsohle. Kleine Gebüschgruppen und Baumhecken reichern den Talbereich strukturell an. An den bewirtschafteten Talhängen treten relativ extensiv genutzte magere Mähwiesenbereiche auf. Besonders der Grünlandbereich im Westen, eine alte Allmendefläche, weist mit ausgedehnten artenreichen Borstgrasrasen, die in magere Mähwiesen übergehen, einen kontinuierlich extensiv genutzten Grünlandbereich auf.

In diesem Gebiet kommen viele gefährdete Pflanzenarten der mageren Mähwiesen/-weiden und Feuchtgrünlandbereiche vor und darüber hinaus gefährdete Tierarten wie der Kammmolch, Blauflügel-Prachtlibelle, Raubwürger und Neuntöter. Die Biologische Station betreut das Gebiet und koordiniert im Gebiet insbesondere Naturschutzmaßnahmen zur Förderung des Kammmolches. Im Gebiet befinden sich auch Flächen der NRW-Stiftung, die jedoch durch den NABU Siegen-Wittgenstein betreut werden.

Gebietsinformationen

Kennung: DE-5114-301

Größe: 61 ha

FFH-Gebiet Buchenwälder und Wiesentäler bei Bad Laasphe

Das FFH-Gebiet umfasst die bodensauren Buchenwälder und Bachtalauen nördlich von Bad Laasphe bis zur Ortschaft Stünzel. Die Kuppen, Bergrücken und Talhänge werden überwiegend von Wäldern eingenommen, die einen hohen Buchenwaldanteil aufweisen. Zahlreiche Quellbäche und Bäche gliedern das Gebiet. Sie bilden ein Fließgewässersystem, dass überwiegend in Nord-Südrichtung verläuft und bei Bad Laasphe in die Lahn mündet. Die Talauen werden weitgehend von Grünland eingenommen. An den unteren Talhängen haben sich oft magere Weiden bis hin zu Borstgrasrasen erhalten bzw. sind magere Berg-Mähwiesen vorhanden. Die vernässten Talgründe werden von Feucht- und Nassgrünland häufig mit Übergängen zu bodensauren Niedermooren und Seggenriedern eingenommen. Die Bachläufe sind weitgehend naturnah und streckenweise werden sie insbesondere an den Unterläufen von Erlenauengaleriewäldern bzw. Hochstaudenfluren begleitet.

In dem Schutzgebiet kommen mehrere gefährdete Arten vor, wie zum Beispiel das Große Mausohr, der Raufußkauz oder der Rotmilan. Die Biologische Station betreut das Gebiet, insbesondere die Grünlandbereiche, die sich im Vertragsnaturschutz befinden.

Gebietsinformationen

Kennung: DE-5016-304

Größe: 1706 ha

FFH-Gebiet Grubengelände Hörre

Oberhalb der Eder befindet sich am Rand der Ortschaft Raumland die ehemalige Schiefergrube Hörre. Sie gehörte einst, gemeinsam mit elf weiteren Gruben, zum Raumländer Bergbaurevier, das sich über Bad Berleburg, Dotzlar und Raumland erstreckte. Drei Stollen mit Abbauhallen, die je ca. 500 m lang sind, liegen übereinander. Der unterste liegt am Hangfuß, der oberste innerhalb einer umzäunten Abbauebene. Außerdem ist am nördlichen Hangfuß noch ein kleiner Stollen offen. Die Stollen sind sehr einsturzgefährdet, durch Tagesbrüche ist z.B. die obere Sohle der Hörre zugerutscht. Die Schieferhalden und alten Tagebauten in der unmittelbaren Umgebung der Stollen sind durch Ahorn- und Fichtenaufforstungen und viel natürlichen Aufwuchs gekennzeichnet.

Das Grubengelände Hörre ist das mit Abstand größte Fledermauswinterquartier Wittgensteins. Die Stollen werden seit Jahrzehnten von Fledermäusen als Winterquartier genutzt. Bisher konnten neun Arten nachgewiesen, darunter die Fransenfledermaus, die Kleine und Große Bartfledermaus, das Großes Mausohr, das Braune und die Bechsteinfledermaus. Von herausragender Bedeutung ist das regelmäßige Vorkommen des Mausohrs, dessen Zahl seit Beginn der Zählungen im Jahr 1977 zugenommen hat. In 2021 wurden etwa 500 Individuen dieser Art gezählt. Das Grubengelände Hörre ist ein unverzichtbarer Baustein im Netz der unterirdischen Fledermauswinterquartiere Westfalens.

Neben den Fledermäusen ist das Gebiet von Bedeutung für die Schlingnatter (Coronella austriaca), die dort noch regelmäßig anzutreffen ist. An den trocken-warmen Hängen sind außerdem besondere Pflanzenarten zufinden. So  findet sich der Wundklee (Anthyllis vulneraria) auf am Wegesrand und auf dem Schieferschutt, am Wegesrand wächst zudem die Golddistel (Carlina vulgaris). Sie liebt genau wie der Schmalblättrige Hohlzahn (Galeopsis angustifolia), leicht kalkhaltigen Untergrund der im Kreis Siegen-Wittgenstein selten zu finden ist. Das Gebiet wird von der Biologischen Station betreut, so findet u.a. ein regelmäßiges Monitoring der Fledermäuse statt.

Gebietsinformationen

Kennung: DE-4916-303

Größe: 9 ha

Den Flyer zum Naturschutzgebiet "Hörre" finden Sie hier.