Naturnahe Gartengestaltung

Bauerngärten - nützlich, schön und zweckmäßig

Nützlich, schön und zweckmäßig – das sind die mit verschiedenen Zierpflanzen gleichsam verzierten Nutzgärten unserer Dörfer. In solchen Gärten gedeihen Gemüse, Gewürz- und Heilkräuter, Blumen und Beeren mit- und nebeneinander. Leider werden die früher überall anzutreffenden Bauern- oder Dorfgärten heute immer seltener. Das ist sehr schade, denn sie sind ein Paradebeispiel für eine naturnahe Gartengestaltung, die Platz bietet für eine Vielzahl von Arten. Das Gemüse wächst in Mischkultur, wobei sich die Pflanzen gegenseitig fördern und die vielen blühenden Sommerblumen und Stauden locken nützliche Insekten in den Garten.

Es gibt einige typische Elemente, die einen Bauerngarten auszeichnen und die auch in jedem kleinen Garten umsetzbar sind. Die Hauptsache ist wohl die Atmosphäre, die Nützliches mit Schönem vereint. Es gedeihen Gemüse, Gewürz- und Heilkräuter neben Blumen und Beeren - ohne Chemie, geschützt - wenn nötig - nur von einem Holzzaun. 

Über viele Generationen hinweg diente der traditionelle Bauerngarten der Selbstversorgung. Je nach Bedürfnis der Betreiberinnen - ja, das waren und sind meistens die Landfrauen - überwog mal mehr die Nützlichkeit in Form von Gemüseanbau, oder die Schönheit. In solchen Gärten gab es dann mehr für die Nase in Form von Duftpflanzen oder Blütenreichtum für die Augen. Die noch bestehenden traditionellen Dorf- oder Bauerngärten werden auf die gleiche Art und Weise bewirtschaftet. Da heute ein Überfluss an Gemüse in den Geschäften zu finden ist, liegt der Fokus nicht mehr so stark auf Selbstversorgung, sondern den Zierpflanzen wird oft mehr Platz eingeräumt.

 

 

Oft findet man die formale Einteilung in vier Felder, die durch ein Wegekreuz geteilt und erschlossen werden. Diese Form wurde möglicherweise aus den Klostergärten übernommen, ist aber nicht maßgeblich. Die Form des Gartens richtete und richtet sich hauptsächlich nach der zur Verfügung stehenden Fläche, ob vor, neben oder hinter dem Haus, viereckig oder unregelmäßig, aber immer praktisch. 

Das Hauptaugenmerk liegt bei den Bauerngärten auf der Naturnähe. Viel Natur im Garten und am Zaun um ihn herum, eine ausgewogene Harmonie von Nutz- und Zierpflanzen und Wildkräutern (landläufig Unkräuter genannt, ein Begriff, der mir widerstrebt ... na ja, vielleicht je nach Masse auf Giersch anzuwenden?) und gärtnern ohne Chemie. Entlang des Zaunes bietet sich die Anlage eines Blumenbeetes an, in dem langlebige Stauden oder auch Sommerblumen ihren Platz finden. Der Blütenreichtum lockt nektar- und pollensuchende Insekten an wie beispielsweise Schwebfliegen. Diese leben als erwachsene Insekten von Nektar und Pollen und zählen zu den wichtigsten Bestäubern. Die Larven einiger Arten aber sind räuberisch und Blattläuse sind ihre Leibspeise.

Weiterführende Empfehlungen

Derzeit noch im Antiquariat erhältlich:

  • Das große Buch der Bauerngärten von Wolf-Dietmar und Ursula Unterweger 

Gärtnern mit der Natur

In unseren Gärten sollten wir auf den Einsatz von chemischen Kampfstoffen und Kunstdüngern völlig verzichten und statt dessen mit der und nicht gegen die Natur arbeiten. Da gibt es eine Menge an Möglichkeiten, wie Obst und Gemüse trotzdem gedeihen und gesunde und schmackhafte Erzeugnisse liefern.

Mischkultur - Nachbarschaftshilfe im Gemüsebeet

Mit den Pflanzen verhält es sich wie mit Menschen und Tieren. Manche mögen sich, manche gehen lieber auf Abstand und manche helfen einander. Wie ist das zu erklären? Pflanzen scheiden Duft- und Wirkstoffe über Kraut und natürlich die Blüten aus und im Boden über die Wurzeln. Diese Stoffe können sich förderlich auf andere Pflanzen auswirken oder eben auch hemmend. Der Wermut ist so ein Kandidat, mit dem sich kaum jemand verträgt. Allerdings hat auch er eine Pflanzenfreundin, wie Inga-Maria Richberg in ihrem Buch "Altes Gärtnerwissen" schreibt, nämlich die Johannisbeere. Johannisbeeren sollen in seiner Nachbarschaft besser gedeihen und vor der Pilzkrankheit Säulenrost geschützt sein.

Bei der Mischkultur kombiniert man Gemüsearten gemeinsam in einem Beet, die sich gegenseitig fördern. Dabei ist natürlich auch der Nährstoffbedarf der Pflanzenarten zu berücksichtigen. Es sollten Starkzehrer, Mittelzehrer und Schwachzehrer nicht zusammen auf einem Beet stehen.Sinnvoller Weise plant man eine dreijährige Fruchtfolge ein, wobei die Starkzehrer auf einem gut gedüngten Beet stehen, im zweiten Jahr die Mittelzehrer das gleiche Beet besiedeln und im dritten Jahr die Schwachzehrer.

 

Wer Platz genug hat, läßt das Beet dann im vierten Jahr ruhen und sät nur Gründüngung ein. Außerdem ist es sinnvoll, den vorhandenen Platz unter und oberhalb der Bodenoberfläche optimal auszunutzen. Ein gutes Beispiel ist die Kombination von Möhren und Zwiebeln oder Lauch. Möhren erschließen mit ihren langen Wurzeln tiefere Bodenschichten und kommen damit den Zwiebeln mit ihrem flachen Wurzelwerk nicht ins Gehege und die schlanken Blätter von Lauch und Zwiebeln haben zwischen den Möhrenreihen genug Licht und Luft. Außerdem vertreiben Möhren die Zwiebelfliege und umgekehrt Lauch und Zwiebeln die Möhrenfliege.

Tierische Helfer

Durch Düfte können anfliegende Schadinsekten abgelenkt werden. Daher macht es durchaus Sinn, blühenden Sommerblumen einen Platz im Gemüsebeet einzuräumen. Darüber hinaus locken die Blüten Nektar suchende Insekten an, die können dann gleich die Blüten unserer Gemüsepflanzen, Obstbäume und Beerensträucher bestäuben. Florfliegen, verschiedene Schlupfwespen- oder Schwebfliegenarten z.B. ernähren sich als erwachsene Tiere von Nektar oder Pollen, die Larven aber vertilgen große Mengen Blattläuse und andere kleine Insekten. Sind Florfliege und Co. schon mal für eine Nektarmahlzeit da, legen sie auch gerne ihre Eier im Garten ab.  

  • Die hübschen Florfliegen mit ihren grünen, durchscheinenden Flügeln und den goldenen Augen legen ihre Eier gezielt in der Nähe von Blattlauskolonien ab. Eine einzige Florfliegen-Larve kann bis zu 500 Blattläuse verputzen und gehört zu den eifrigsten Blattlaus-Jägern. Sie wird daher auch Blattlauslöwe genannt. 

  • Auch die Larven verschiedener Schwebfliegenarten stehen auf Blattläuse. Schwebfliegen erkennt man an ihrem schnellen, geräuschlosen Flug. Ihre Flügel bewegen sich sehr schnell, so dass sie in der Luft gleichsam stehen können oder blitzschnelle Flugmanöver durchführen. Auf den ersten Blick könnte man schwarz-gelb gemusterte Schwebfliegen mit einer Wespe verwechseln. Sie sind aber völlig harmlos. Wie ein Schaf im Wolfspelz tarnen sie sich mit dem Wespen-Outfit. In der kurzen Entwicklungszeit von 8 bis 15 Tagen verzehrt eine Larve 400 bis 800 Blattläuse. Informatives zu unsren heimischen Schwebfliegen finden sie hier

  • Es gibt viele verschiedene Schlupfwespen-Arten. Manche sind nur 5 mm lang, andere können 30 mm Länge erreichen. Alle Weibchen tragen einen langen Legestachel am Hinterleib, mit dem sie ihre Eier in lebenden Tieren ablegen. Je nach Art und Größe können das u.a. Blattläuse, Kohlweißlings-Raupen oder Zwiebelfliegen-Puppen sein. Die Schlupfwespen-Larve frisst ihren Wirt von innen her auf, überwintert und verpuppt sich auch darin. Falls Sie also verschrumpelte Mumien von Blattläusen oder diversen Larven finden, besser nicht vernichten. Denn da drin verbergen sich die Helfer für´s nächste Jahr. 

Bei den Marienkäfern sind sowohl die Käfer als auch die Larven große Blattlaus-Vertilger. Es gibt rote und gelbe oder auch dunkel gefärbte Marienkäferarten. Die dunkel grau-blau gefärbten und gelbgefleckten Larven schlüpfen aus gelben, senkrecht stehenden Eiern. Eine Larve verdrückt in ihrer ca. 20-tägigen Entwicklungszeit 400 bis 800 Blattläuse. Weiterführende Informationen zu den verschiedenen Marienkäferarten finden Sie hier.

Ohrwürmer krabbeln nicht in Menschenohren, aber sie sind nächtliche Jäger, die es vor allem auf Blattläuse abgesehen haben. Ohrwürmer nehmen gerne mit Heu oder Holzwolle locker gefüllte Blumentöpfe an, die mit der großen Öffnung nach unten an Ästen befestigt werden. In Obstbäumen können die Ohrwürmer dann an Ort und Stelle auf Jagd gehen.

Zahlreiche Laufkäferarten machen sich im Naturgarten nützlich. Dazu zählen z.B. der Goldlaufkäfer, Gartenläufer und der Puppenräuber, dessen Name ist Programm. Die großen, kräftigen Käfer und ihre Larven vertilgen Puppen, Raupen, Drahtwürmer, Kartoffelkäfer und ihre Larven und sogar Schnecken stehen auf ihrer Speisekarte.

Für ihre Vorliebe für Schnecken sind auch die Larven der Glühwürmchen bekannt, die keine „Würmchen“ sind, sondern zu den Käfern gehören. Weitere Infos zu Glühwürmchen finden Sie hier.

Weitere nützliche Tiere sind Wanzen – nein, nicht die Bettwanzen sind gemeint, sondern Raubwanzen – Spinnen oder Raubmilben. Alle diese Tiere sind ebenfalls Hilfstruppen in Sachen „Mitesser“-Bekämpfung.

Um sich einer möglichst großen Schar nützlicher Insekten zu versichern ist zum einen wichtig, keine Pflanzen-„Schutz“-Mittel zu versprühen. Die würden auch unsere Helfer vernichten. Andererseits ist es sinnvoll, Unterschlupfmöglichkeiten anzubieten in Form von Laub-, Holz- oder Steinhaufen (s. hier), im Herbst den Garten nicht blankzuputzen, sondern z.B. Stauden über den Winter stehenzulassen und auch ein bisschen Wildwuchs zuzulassen. 

Das Julius Kühn-Institut (Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen – JKI) stellt Nützlinge im Garten als erwachsene Tiere und als Larven vor. 

Der NABU beschreibt die zehn wichtigsten Garteninsekten.

Weitere praktische Garten-Tipps

Wie rette ich meinen Kohl vor Kohlweißlingen? 

Alle Kohlsorten sind Leibspeise der Kohlweißlings-Raupen. Die Schmetterlinge legen ihre Eier an der Unterseite der Kohlblätter ab. Die Eier sind gut einen Millimeter lang, spindelförmig, hellgelb und stehen senkrecht nebeneinander. Die Raupen der Kohlweißlinge sind in der Lage, einen Kohlkopf bis auf die dicken Stiele ratzekahl zu fressen. Daher sollten die Kohlpflanzen regelmäßig untersucht und befallenen Blätter entfernt werden. Aber Vorsicht, die Eier der überaus nützlichen Marienkäfer sehen den Kohlweißlings-Eiern ziemlich ähnlich. Auch diese sind gelb, aber weniger als einen Millimeter lang, also etwas kleiner und ovaler. Ihre Spitze ist leicht abgerundet, außerdem haben sie keine Längsrillen. Gegenspieler der Kohlweißlings-Raupen sind verschiedene Schlupfwespen. Allerdings können die Raupen noch eine Weile Schaden anrichten, bis die im Inneren der Raupe fressenden Schlupfwespen-Larven die Raupen lahmlegen. Um die Eiablage der Kohlweißlinge wirksam zu unterbinden, bieten sich entsprechende Schutznetze oder – fliese an. 

Was tun gegen Nematoden oder „Wurzelählchen“? 

Die Wurzelausscheidungen von Tagetes und Ringelblume sind dafür bekannt, dass sie gegen Nematoden wirken. Nematoden sind Fadenwürmer, auch „Wurzelählchen“ genannt. Die meisten Arten dieser winzigen Fadenwürmer sind nützliche Bodenbewohner, die in riesigen Mengen im Boden vorkommen. Sie ernähren sich von Algen, Bakterien und Pilzen und helfen bei der Humusbildung mit. Andere Nematoden-Arten befallen Schnecken und deren Larven und wieder andere können an den Wurzeln von Gartenpflanzen Schaden anrichten und gegen diese lohnt sich der Einsatz von Ringelblume und Tagetes. Auf dieser Seite wird ausführlich über Nematoden, Schadbilder, Vorgehensweise bei Befall und biologische Bekämpfungsmethoden berichtet. 

Schreckgespenst Kohlhernie 

Die gefürchtete „Kohlhernie“ der Kohlpflanzen oder Kreuzblütler wird durch einen Schleimpilz hervorgerufen, der die Pflanzenwurzeln befällt. Daher sollten gefährdete Arten über die Jahre nicht immer im gleichen Beet angebaut werden. Hier ist also Fruchtwechsel angesagt. Auch keine Gründüngungspflanzen aus der Kohlfamilie, wie z.B. Gelbsenf, nach oder vor dem Anbau von Kohlpflanzen verwenden. Zu den Kohlpflanzen oder Kreuzblütlern gehören sämtliche Kohlarten, weiterhin Raps, Senf, Rettich, Radieschen, Kresse u.a., aber auch Zierpflanzen wie z.B. Blaukissen, Schleifenblume, Levkojen, Nachtviolen oder Steinkräuter. 

Weitere Informationen finden Sie hier

Inga-Maria Richberg rät in ihrem Buch Altes Gärtnerwissen zur Behandlung befallener Beete mit einer Jauche aus Kohlblättern. Die befallenen Beete soll man – je nach Stärke des Befalls – ein- bis zwei Jahre in der Vegetationsperiode alle vier Wochen damit begießen. Die Pilzsporen würden dann zum Keimen angeregt, aber zugrunde gehen, da sie keine Wirtspflanze finden. Es dürfen natürlich in dieser Zeit keine Kreuzblütler auf den Beeten stehen. 

Knoblauch – vielseitiger Helfer 

Sowohl im Gemüse- als auch im Blumenbeet und im Obstgarten kann der Knoblauch seine heilsame Wirkung entfalten. In der Nachbarschaft gepflanzt schützt er Gurken vor Mehltau, Erdbeeren und Himbeeren vor Grauschimmel. Bei Tomaten kann eine Unterpflanzung mit Knoblauch bakterielle Erkrankungen wie Krautfäule verhindern. Er stärkt Tulpen und Lilien, Staudenphlox und auch Stockrosen gegen Pilzbefall, Rosen gegen Mehltau und Sternrußtau. Blattläuse, Erdbeermilben und Möhrenfliegen mögen seine Ausdünstungen offensichtlich nicht, ebenfalls verschiedene Nematoden – es lohnt sich also ein Versuch. 

Insektenfreundliche Stauden und Sommerblumen

Stauden, Sommerblumen und auch Gehölze sind wichtige Elemente in unseren Gärten, wobei Gehölze und Stauden den Vorteil haben, dass sie viele Jahre überdauern - sofern es ihnen an ihrem Standort zusagt - und mit der Zeit immer schöner werden. Schreitet man nicht permanent ein, wird sich nach der Pflanzung mit der Zeit eine harmonische Lebensgemeinschaft einstellen (das gilt allerdings nicht für einen schattigen Garten, falls der sich nicht in einen reinen Giersch-Garten verwandeln soll ...). Wenn Stauden zu groß werden, kann man im Herbst einen Teil abtrennen und bei einer Tauschbörse gegen andere Pflanzen tauschen oder einfach in der Nachbarschaft verschenken.

Das Angebot von Gartenpflanzen ist mittlerweile völlig unüberschaubar, daher soll hier auf einige besonders für Naturgärten geeignete Pflanzen eingegangen werden. Auch einige Wildpflanzen sind sehr präsentabel und sollten einen Platz im Garten bekommen bzw. behalten, wenn sie sich von selbst einstellen. Es dürfen natürlich keine geschützten oder in ihrem Bestand bedrohten Arten aus der Natur entnommen werden. Wildpflanzen werden mittlerweile auch kommerziell vermehrt und im Handel angeboten.

 

Damit Insekten vom Frühling bis zum Herbst Nektar- und Pollenspender vorfinden, sollte darauf geachtet werden, dass auch im ganzen Jahr im Garten entsprechende Pflanzen blühen aber auch für die Raupen Futterpflanzen vorhanden sind. Die Raupen von vielen bekannten Tagschmetterlingen wie Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Admiral und andere ernähren sich von Brenn-Nesseln, je nach Art an sonnigen oder halbschattigen Standorten.

Der hübsche Aurorafalter lebt als Raupe am Wiesenschaumkraut. Der seltene, spektakuläre Schwalbenschwanz ist auf Doldengewächse wie Möhren, Dill oder Fenchel angewiesen. Was auch noch wichtig ist bei der Auswahl: Möglichst keine gefüllten Sorten verwenden. Schmetterlinge, Käfer, Wildbienen und viele andere Insekten werden es Ihnen danken.

Und, falls kleine Kinder im Garten spielen, auf stark giftige Pflanzen, wie z.B. Eisenhut oder Goldregen, verzichten.

 

Frühling

Fangen wir mit dem Frühling an. Hier fallen natürlich die verschiedenen Zwiebelgewächse ins Auge. Von Winterling und Schneeglöckchen, die als erste ihre Blüten aus dem Boden und wenn nötig auch durch den Schnee strecken, über Krokusse, verschiedene Narzissen, Schneeglanz, Hyazinthen und andere ist die Auswahl riesengroß. Wenn man Sorten wählt, die leicht verwildern, stellen sich mit der Zeit schöne Bestände ein, die ein wahres Blütenmeer auf den noch winterkargen Boden zaubern. Zu den Zwiebelgewächsen treten weitere Frühblüher wie verschiedene Primel-Arten, Lungenkräuter, Christ- und Lenzrosen. Bei einem solchen Angebot werden die Hummelköniginnen, die sich schon früh im Jahr nach draußen wagen, genug Nahrung finden. Müssen sie doch den ersten Nachwuchs ganz alleine aufziehen. 

Frühsommer

Der Übergang zum Frühsommer macht den Naturgarten schon viel bunter. Den Zwiebelgewächsen gönnt man noch die Zeit, mit ihren grünen Blättern Kraft für das nächste Frühjahr zu sammeln, damit sie dann noch schöner wieder austreiben und blühen. Also die Blätter bitte nicht abschneiden. Falls die Pflanzen sich aussamen sollen, müssen natürlich auch die verblühten Blüten an der Pflanze bleiben. Damit die Beete und Rabatten nicht unschön aussehen, ist es ratsam, Frühblüher am Rand von Laubgehölzen zu pflanzen oder mit etwas später blühenden Stauden zusammen. Während die einen verblühen und ihre Blätter nach und nach einziehen, fangen die anderen an zu wachsen und überdecken mit ihrem frischen Laub die welkenden Blätter. Auch jetzt kommen noch Zwiebel- und Knollengewächse zur Blüte: verschiedene Tulpen, Prärie-Kerzen, Doldiger Milchstern und andere.

Sommer

Im Sommer betreten die prächtigen großen Stauden die Bühne im Garten. Damit diese auch gut gedeihen, sollte der Boden tiefgründig sein. Bei der Standortwahl ist auf die Ansprüche der jeweiligen Pflanzen zu achten, denn sie sollen uns ja viele Jahre Freude bereiten. Die bei Insekten sehr beliebte Telekie beispielsweise benötigt eine ausreichende Wasserversorgung, je sonniger sie steht, desto wichtiger ist dies. Wenn man sie lässt, besiedelt sie nach und nach alle ihr zusagenden Stellen im Garten.  

Viele unserer Gartenstauden sind schon seit langer Zeit in unseren Gärten beheimatet. Im 16. Jh. kamen beispielsweise die Brennende Liebe, die aus dem Orient stammt, und erste Ritterspornarten aus Sibirien nach Mitteleuropa. Rittersporne werden je nach Sorte bis zu 2 Metern hoch und blühen von dunkel-blau, hell-blau, violett, rosa bis weiß. Der aus unseren Staudengärten gar nicht mehr wegzudenkende Phlox (oder Flammenblume) ist erst im 18. Jh. aus Nord-Amerika nach Europa gebracht worden.

Ergänzend zu den Stauden sollte man verbleibende Lücken in den Beeten mit ein- oder zweijährigen Sommerblumen füllen. Dies kommt zum einen unseren Insekten zugute, aber auch uns, denn dadurch werden unerwünschte Wildkräuter nicht so gut Fuß fassen können. Auch hier gibt es ein großes Angebot als Saatgut oder auch als junge Pflänzchen: Von Löwenmäulchen, über Ringelblumen, Hornveilchen, Schmuckkörbchen und Kapuzinerkresse bis Zinnien. Die Ackerwildkräuter Klatschmohn und Kornblume kamen früher in jedem Getreidefeld vor und machen heute eine gute Figur im Blumenbeet. 

Herbst

Auch im Herbst, wenn die Haupt-Blütezeit sich dem Ende zuneigt, sind immer noch Insekten unterwegs, die für eine Nektar-Quelle dankbar sind. Besonders prächtig blühen jetzt die winterharten Astern: von weiß über hell- und dunkelblau, von rosa bis violett reicht die Farbpalette. Die Auswahl reicht von kleinwüchsigen bis hin zu zwei Meter hohen Sorten. Die winterharten Stauden-Sonnenblumenarten bieten ebenfalls eine große Auswahl. EIne weitere, später blühende Gartenstaude ist die aus Asien stammende Herbst-Anemone. Auch von ihr gibt es mittlerweile mehrere Sorten, von weiß bis rosablühend, haben sie ab August ihren Autritt im Garten. Die Purpur-Fetthenne gilt als typischer Herbstblüher und guter Nektarspender. Besonders die Blüten des Efeu ziehen noch zahlreiche Insekten an, denn er blüht sehr spät im Jahr. Alle Insekten, die dann noch unterwegs sind, finden den Weg zu den süß duftenden Blüten. Efeu ist hauptsächlich als Kletterpflanze bekannt. Die überhängenden Blütentriebe bildet er erst im Alter. 

Winter

Selbst für den Winter kann man Insekten noch Gutes tun. Viele Insekten suchen Schutz in hohlen Stängeln oder in der Laubstreu. Daher sollten Stauden im Herbst nicht komplett zurückgeschnitten werden und die Beete nicht blankgeputzt. Das ist nicht „unordenlich“ sondern schützt zusätzlich den Boden und die Pflanzenwurzeln vor Frost. Außerdem sehen die Staudenreste in bereiftem oder beschneitem Zustand wie filigrane Skulpturen aus. 

Weiterführende Informationen

Viele Informationen rund um Insekten und besonders Schmetterlinge und einen schmetterlingsfreundlichen Garten finden Sie hier und hier.

Torf gehört ins Moor

Torf im Garten?

Weil Torf ein Vielfaches des Eigengewichts an Wasser speichern kann, er verdichtete Erde lockert, dadurch die Durchlässigkeit des Bodens verbessert, wird er bis heute in vielen käuflichen Blumenerden eingesetzt. 

Aber: 

  • wenn Torf einmal ausgetrocknet ist, kann er nicht mehr benetzt werden und die Wasserspeicherfähigkeit geht verloren, sodass der Boden sich wieder verdichtet
  • Torf versauert den Boden, vor allem dort, wo die Böden sowieso basenarm sind (wie in weiten Bereichen des Kreises) 
  • durch den Säureüberschuß werden giftige Schwermetalle freigesetzt, in versauertem Boden gedeihen Pflanzen schlechter 
  • da Torf sehr nährstoffarm ist, wird er mit Kunstdünger aufgedüngt 

Torf sollte im Naturgarten möglichst nicht mehr zum Einsatz kommen.

 

Den Pflanzen, die unbedingt einen sauren Boden benötigen wie beispielsweise Rhododendren, Azaleen oder Hortensien, kann mit Laubkompost oder Rindenmulch zu einer sauren Bodenreaktion verholfen werden. Die meisten Gartenpflanzen gehören hierzulande aber nicht dazu und können durch den Einsatz von Torf verkümmern oder sogar krank werden.

Was ist Torf eigentlich und wo kommt er her?

Torf besteht aus nicht oder nur unvollständig zersetzter pflanzlicher Substanz, die sich in Mooren angesammelt hat. Bei Mooren unterscheidet man Niedermoore, Übergangs- und Hochmoore, wobei Hochmoore das höchste Alter aufweisen. Die Hochmoorentwicklung hat in der Zeit nach der letzten Eiszeit eingesetzt. Man geht von 1 mm Wachstum der Torfschicht pro Jahr aus. Damit braucht jeder Meter Torfmächtigkeit 1000 Jahre! In Anbetracht der sehr langen Entwicklungszeit sind Hochmoore irreversibel geschädigt, wenn man sie abtorft. 

Wirtschaftlich interessant bezüglich Torfnutzung sind die Hochmoore, da sich nur hier mehrere Meter dicke Torfpakete bilden konnten, deren gewerblicher Abbau sich lohnt. Zum einen wurde – und wird – Torf als Brennmaterial genutzt, denn ausgetrockneter Torf ist brennbar. In torfreichen Ländern werden sogar heute noch Kraftwerke damit betrieben. 

Zum anderen wird Torf im Gartenbau eingesetzt. Auch dieser Torf stammt aus Hochmooren.

Warum sind Moore und ihr Erhalt so wichtig?

Moore nehmen weltweit etwa 4 Mio. qkm Fläche ein. Die größten Moorbereiche der Erde liegen in Kanada, Alaska, Nordeuropa, Sibirien und Südostasien, der Großteil davon in nur dünn besiedelten Gebieten vor allem von Kanada, Alaska und Sibirien. Hier weisen noch fast 80% einen natürlichen Zustand auf. In Europa und Südostasien sind hingegen kaum noch intakte Moore vorhanden. 

Dabei sind Moore in vielerlei Hinsicht ungemein wichtig. 

Intakte Moore sind ein gigantischer Kohlenstoff-Speicher. Das Bundesamt für Naturschutz gibt an, dass z. B. in den Mooren Deutschlands genau so viel Kohlenstoff gespeichert ist wie in den Wäldern, nämlich jeweils ca. ein Drittel der Kohlenstoffvorräte, dabei bedecken Moore hier nur ca. 4% der Landfläche und Wälder ca. 30 %! Entwässerte Moore hingegen werden zur Treibhausgas-Quelle und tragen so zum Klimawandel bei. Neben riesigen Mengen des ehemals gespeicherten CO2 (Kohlendioxyd), entweicht aus entwässerten Mooren zusätzlich Lachgas (N2O), dessen klimaschädigende Wirkung um ca. 300 mal höher ist, als die des CO2. 

Naturnahe Moore können große Wassermengen speichern. Sie sind in der Lage, starke Niederschläge zunächst aufzunehmen und nur langsam über mehrere Tage verzögert abzugeben. Dadurch regulieren sie den Wasserhaushalt der umgebenden Landschaft. 

Gleichzeitig wirken Moore ausgleichend auf das Lokalklima, da die permanente Verdunstung von Wasser vor allem bei sommerlichen Wetterlagen kühlend wirkt. 

Eine weitere wichtige Leistung der Moore ist ihre Filterfunktion. Sie entziehen dem durchströmenden Wasser sowohl Nähr- als auch Schadstoffe und speichern diese dauerhaft. 

Nicht zuletzt sind Moore attraktive Erholungsräume mit überregionaler Bedeutung. 

Ausführlichere Informationen zu den Ökosystemleistungen finden Sie hier

Hochmoore

Hochmoore sind einzigartige Lebensräume, die sich im Laufe von Jahrtausenden gebildet haben. Am Anfang der Entwicklung stand oft ein flaches Gewässer mit Seggenriedern, Röhrichten und Bruchwäldern. Abgestorbenes Pflanzenmaterial sammelte sich am Gewässergrund an. Durch Luftabschluss konnten sich die Pflanzenreste nicht zersetzen und es bildete sich zunächst ein nährstoffreiches Niedermoor mit Niedermoortorf. Durch weiteres Wachstum der Torfschicht wuchs die Torfdecke aus dem Einflussbereich des Grundwassers heraus. Die Bedingungen wurden dadurch immer nährstoffärmer, da die Wasserversorgung nur noch über Niederschläge erfolgte. Die Entwicklung vom Nieder- zum Hochmoor war daher auch nur in kühlem und feuchtem Klima möglich. 

Die Haupt-Torfbildner im Übergangs- und Hochmoor waren und sind Torfmoose. Diese Moose sind an die extremen Bedingungen von Übergangs- und Hochmooren angepasst. Moorwasser enthält kaum Nährstoffe, wenig Sauerstoff und einen niedrigen pH-Wert von ca. 3,4 bis 3,7 (zum Vergleich: Essig hat einen pH-Wert von 3). 
Torfmoose sind in der Lage, Nährstoffe auch in geringsten Konzentrationen aufzunehmen. Im Austausch geben sie Wasserstoff-Ionen ab und schaffen sich damit eine saure Umgebung. Außerdem wachsen Torfmoose im Prinzip unbegrenzt, d.h. sie wachsen an der Spitze, während sie am anderen Ende durch Luftmangel absterben und zum Torfwachstum beitragen. Bei ausreichender Wasserversorgung nehmen Torfmoose große Mengen Wasser auf. In ihren Speicherzellen können sie mehr als das 30-fache ihrer Trockenmasse an Wasser speichern. In Trockenzeiten reduzieren sie ihre Stoffwechselvorgänge auf ein Minimum.

Weitere Informationen zu Hoch- bzw. Regenmooren finden Sie hier.

Torfabbau in Deutschland

Auch in Deutschland wird heutzutage noch Torf abgebaut. Dies geschieht allerdings nur noch in sowieso schon entwässerten Lagerstätten. Laut Bundesinformationszentrum Landwirtschaft sind das aktuell etwa 7 Millionen Kubikmeter Torf pro Jahr. Etwa 1,8 Millionen Kubikmeter werden jedes Jahr importiert – vorwiegend aus dem Baltikum, Russland, Polen und Skandinavien. 

Vor allem Niedersachsen und Schleswig-Holstein verfügen über weitläufige Moorgebiete, die als solche allerdings weitgehend aus der Landschaft verschwunden sind. Die vormals riesigen Moorflächen wurden größtenteils entwässert, um sie landwirtschaftlich und zum Torfabbau nutzen zu können. 

Moore nahmen in Deutschland ursprünglich eine Fläche zwischen 1,4 und 1,8 Millionen ha ein und damit etwa 4 – 5 % der Landesfläche. Heute gelten davon noch 25.000 ha als intakt. Somit sind 98 % der Moorflächen verloren gegangen (siehe auch hier).

Weiterführende Empfehlungen

Einblicke über die aktuelle Verbreitung der Moorgebiete in Deutschland finden Sie beim Bundesamt für Naturschutz (BfN). 

Informationen über die aktuelle Situation der Moore in Deutschland bieten das BfN und der NABU

Naturgemäße Bodenverbesserung - ohne Torf!

Der Boden – das unbekannte Wesen 

Boden, das ist für uns Gärtner die einige Dezimeter dicke Schicht, die das Ausgangsgestein bedeckt und in der unsere Pflanzen wachsen, gemeinhin „Erde“ genannt. Dieser Gartenboden sollte humusreich und reich an Bodenleben sein. Grob kann man sagen, dass Boden aus den Mineralien des Ausgangsgesteins, organischer Masse (Wurzeln, Mikroben, Tiere, Humus), Wasser und Luft besteht. Je nach dem vorhandenen Ausgangsgestein aus dem die Böden hervorgehen, reicht die Spanne von schweren, tonreichen, nährstoffreichen bis zu nährstoffarmen, sandigen Böden. Auch die Bodenreaktion und damit das Nährstoffangebot hängen vom Ausgangsgestein ab. Basenreiche Böden stellen den Pflanzen mehr Nährstoffe zur Verfügung, saure sind eher nährstoffarm.

 

Komposthaufen

Um den Humusanteil im Boden zu erhöhen und gleichzeitig für die erforderliche Düngung zu sorgen, ist Kompostierung der „Königsweg“ im Biogarten. Da wäre zuerst der Komposthaufen zu nennen. Hier werden alle Grünabfälle nach bestimmten Regeln gemischt und aufgeschichtet: 
Es dürfen ohne Einschränkung alle Gemüse- und Obstreste hinein, auch Essensreste (aber kein Fleisch und auch keine gekochte Essensreste, das würde Ratten anlocken), Eierschalen, Kaffeesatz (den kann man aber auch den Rosen zugutekommen lassen), angetrockneter Rasenschnitt (keine allzu dicke Packung, sonst fault er, Rasenschnitt kann auch gut zur Flächenkompostierung verwendet werden) und Laub. 
In Maßen dürfen Holzstreu hinein, Papier, Federn, Haare, frischer Rasenschnitt (s.o.), ausgejätete Wildkräuter (aber ohne Rhizome und Wurzeln z.B. von Giersch oder Brenn-Nesseln), Holzasche (nicht von behandeltem Holz), Zitrusfrüchte (ungespritzt). 
All diese Abfälle werden im Laufe des Jahres von fleißigen Bodenlebewesen in wertvolle Komposterde umgewandelt. 

Übrigens haben behandeltes Holz, beschichtetes Papier, Katzenstreu, mineralische Abfälle (also Bauschutt etc.), erkrankte Pflanzenteile, Pflanzen mit Schädlingsbefall, Asche von Briketts, Metall oder Leder nichts im Kompost verloren! 

Tipps für das fachgerechte Kompostieren geben der NABU unter „Das Gold des Gartens“ und das Umweltbundesamt in seiner Kompostfibel, s. hier. Weiterhin informiert die NUA in den Infobättern Kompost im Garten und Probleme beim Kompostieren und Kompostverwendung

Mulchen bzw. Flächenkompostierung

Mulchen oder Flächenkompostierung sorgt für eine Bodendecke nach dem Vorbild der Natur. Wenn nackte Erde ungeschützt Sonne und Regen, Wind und Frost ausgeliefert ist, dörrt sie aus, der Wind trägt die feinen Partikel fort und der ungebremst prasselnde Regen verschlämmt anschließend die Poren, so dass der Luftaustausch erschwert ist. Im Winter kann der Frost zudem tief in den Boden eindringen. Dies alles kann man durch eine Mulchdecke verhindern. Als Mulchstoffe können entweder frische, saftreiche pflanzliche Abfälle (Grasschnitt, Wildkräuter, Gemüseblätter etc.) zerkleinert und in dünner Lage zwischen den Gemüsepflanzen verteilt werden – die Mulchdecke aus frischem Material darf nur wenige Zentimeter dick sein, damit es darunter nicht zu Sauerstoffmangel kommt – oder eine Schicht aus trockenem Material wie z.B. Stroh, die auch dicker sein darf. Ist die Mulchschicht verrottet, füllt man sie wieder auf. 

Vorteile: 

  • Wärme und Feuchtigkeit bleiben im Boden, die Bodenstruktur bleibt luftig 
  • Vermehrung der Humusschicht und Erzeugung von Nährstoffen durch Kleinlebewesen und Mikroorganismen, die die pflanzliche Substanz abbauen 
  • Schutz des Bodens vor Frost und Hitze, Austrocknung und Verschlämmung 
  • Verbesserung der Wachstumsbedingungen für die Kulturpflanzen 
  • der Boden bleibt locker und es muß weniger gehackt werden 
  • es muß auch weniger gejätet werden, weil weniger Wildkräuter Fuß fassen können 
  • und es muß weniger gegossen werden, da der Boden unter der Mulchdecke weniger austrocknet 
  • die Bodenlebewesen produzieren Nährstoffe und Humus, daher kann die Düngergabe verringert werden 
  • und Gemüse und Früchte bleiben auch noch sauberer, weil weniger Erde bei Regengüssen hochspritzt 

Damit sich der Boden im Frühjahr besser erwärmen kann, sollte eine evtl. noch vorhandene Mulchschicht von den Beeten geräumt werden. Auch zur Aussaat muß der Boden frei sein. 

Informationen und Tricks zum Mulchen finden Sie hier und im NUA-Infoblatt Bodenpflege nach dem Vorbild der Natur 

 

 

Düngung mit natürlichen Materialien

Unsere im Garten gezogenen Kulturpflanzen benötigen einen gut vorbereiteten Boden mit den erforderlichen Nährstoffen, damit die Ernte reichlich wird und die Kohlköpfe dick ausfallen. Auch im biologisch bewirtschafteten Garten müssen verbrauchte – also von den Pflanzen aufgenommene – Nährstoffe ergänzt werden. Allerdings wird nicht einfach nach chemischen Düngesalzen gegriffen und die Pflanzen gewissermaßen „an den Nährstoff-Tropf“ gehängt, sondern Nährstoffe werden auf dem Umweg über die Bodenorganismen aus organischen Düngern freigesetzt. Es kommt nicht so leicht zur Überdüngung, weder im Boden noch in den Pflanzen. Ganz genau wird das in den Buch „Der Biogarten“ von Marie-Luise Kreuter beschrieben. Außerdem informiert das NUA Infoblatt Richtig düngen im naturnahen Garten  über Düngung allgemein und den Düngerbedarf verschiedener Böden. 

Für den biologischen Garten bieten sich zum einen – soweit vorhanden – tierische Hinterlassenschaften an. Alle tierischen Exkremente sollten zunächst kompostiert werden. Selbstverständlich sollten Sie nur Mist von Tieren aus gesunder Haltung verwenden. Darauf ist vor allem beim Kauf von getrocknetem Mist zu achten. Sonst landen u.U. Medikamentenreste oder gefährliche Krankheitserreger auf Ihren Gemüsebeeten. Tipps und Ratschläge, z.B. welcher Mist wofür geeignet ist, finden Sie hier

Hornspäne, Blut- und Knochenmehl werden aus Schlachthausabfällen hergestellt. Hornspäne z.B. reichern den Boden mit Stickstoff und Phosphor an. Auch bei der Verwendung solcher Dünger ist zu bedenken, aus welcher Haltung die Tiere stammten, deren Überreste wir in unserem Garten verwenden. Bei der angebotenen Menge der Düngemittel liegt die Vermutung nahe, dass die Tiere zum großen Teil aus industrieller Haltung kamen und aus ihnen hergestellte Produkte entsprechend belastet sind. Zum einen sind die Rückstände aus Arzneimitteln oder auch Hormonen einfach schädlich – für das Bodenleben und auch für die Gärtnerin oder den Gärtner. Zum anderen sollte auch die Frage bedacht sein, ob wir Dünger aus solchen Quellen in unseren Naturgärten überhaupt haben wollen … 

Wenden wir uns den pflanzlichen Düngern zu. Die Gründüngung ist eine sehr alte Methode. Zuerst im Ackerbau angewendet, kann sie aber auch im Garten eingesetzt werden. Dazu werden als Zwischenfrucht oder nach Abernten der Beete Gründüngungspflanzen eingesät, die in der Lage sind den Boden zu regenerieren. 

Eine bekannte Gründüngungspflanze ist die Phacelia, auch Bienenfreund genannt. Ihre blauen, sehr nektarreichen Blütenbüschel werden gerne von Insekten besucht. Phacelia durchwurzelt den Boden sehr gut, beschattet den Boden und unterdrückt aufkommende Wildkräuter. Nach dem Abfrieren im Winter hinterläßt Phacelia große Mengen an organischem Material, das den Humusgehalt im Boden erhöht. Will man die Pflanze als Bienenweide anbauen, wird im Frühjahr ausgesät, ansonsten nach dem Abräumen der Beete bis etwa Anfang September. Soll der Boden mit Stickstoff angereichert werden, ist die Mahd vor der Blüte ratsam. Phacelia kann problemlos in jede Fruchtfolge eingegliedert werden. Sie steht in keiner engen Verwandschaft mit unseren Kulturpflanzen und kann daher auch – anders als z.B. Gelbsenf – vor oder nach Kohlarten angebaut werden. 

Auch der Gelbsenf lockert den Boden durch sein Wurzelwerk tief auf und sorgt für Durchlüftung. Senf keimt und wächst sehr schnell, bildet eine dichte Blattmasse und kann bis spät in den Herbst ausgesät werden. Gelbsenf friert ebenfalls im Winter ab. Die Pflanzenreste läßt man als schützende Mulchschicht auf den Beeten bis zum Frühjahr liegen. Als Kohlpflanze sollte zum Schutz vor Kohlhernie und anderen Kohlkrankheiten Gelbsenf aber nicht auf Beeten angebaut werden, auf denen Kohl gewachsen ist oder demnächst wachsen soll. Erwähnenswert ist auch, dass Gelbsenf gegen pflanzenschädliche Nematoden (Älchen) wirkt. 

Schmetterlingsblütler oder Leguminosen – dazu gehören beispielsweise Klee-Arten, Lupinen, Wicken, aber auch Gemüsepflanzen wie Erbsen oder Bohnen – können den Boden mit Stickstoff anreichern. Dies geschieht mittels Bakterien, die in Knöllchen an ihren Wurzeln leben. Diese Bakterien sind in der Lage, Stickstoff aus der Bodenluft zu sammeln und zu speichern. Die Wurzeln dieser Pflanzen müssen im Boden bleiben, damit sie sich dort zersetzen können um ihre Düngewirkung zu entfalten. Daher wählt man als Zwischenanbau besser einjährige Schmetterlingsblütler. 

Ringelblumen und Tagetes sorgen mit ihren Wurzelabsonderungen für die Gesunderhaltung der Böden, z.B. vertreiben sie bestimmte schädliche Nematoden. 

Starkzehrer wie Kohl oder Tomaten sind für eine Düngung mit Pflanzenjauche dankbar. Am bekanntesten ist sicher die Brennnessel-Jauche, die zusätzlich zur Düngung noch positiv auf das Bodenleben und heilend auf den Boden wirkt. Dafür wird frisches, kleingeschnittenes Kraut, das noch keine Samen gebildet hat, mit Wasser zum Gären gebracht. Am besten ein Fass aus Holz oder Kunststoff verwenden (Metall würde u.U. mit der Jauche reagieren), nicht bis zum Rand füllen und nicht fest verschließen, täglich umrühren. Wenn die Brühe nicht mehr schäumt, ist sie einsatzbereit. Die fertige Jauche muß verdünnt werden. Die genaue Vorgehens- und Anwendungsweise können Sie im Buch „Der Biogarten“ von Marie-Luise Kreuter oder hier auf der Seite des NDR nachlesen. Auch andere Pflanzen eignen sich zur Herstellung von Pflanzenjauchen, z.B. Beinwell – alleine oder gemischt mit Brennnesseln. 

Ein guter Kali-Lieferant ist Holzasche. Sofern Sie einen Kamin oder Ofen besitzen, können Sie die anfallende Asche dünn in Saatrillen und Pflanzlöcher von Gemüsepflanzen einbringen, die gut mit Kali versorgt sein wollen, z.B. Möhren und Sellerie. Holzasche wirkt zudem pilz- und fäulnishemmend. 

Gesteinsmehle und Kalk können ebenfalls den Zustand des Bodens verbessern. Hier muß aber die Bodenbeschaffenheit beachtet werden. Je nach verwendetem Gestein können versauerte Böden saniert werden, weil das Gesteinsmehl viel Calcium enthält oder aber, wenn das Mehl aus Basalt oder Granit besteht, stark alkalische Böden verbessern. Welche Gesteinsmehle es gibt und wie Sie vorgehen, können Sie hier nachlesen. 

Weiterführende Empfehlungen

Interessante Einblicke rund um das Thema Boden bietet die NUA-Broschüre Boden will leben. Hier gibt es Informationen von Bodenentstehung, über das Ökosystem „Boden“, Gefährdung des „kostbaren Gutes“ Boden bis hin zu Bodenschutz.

Das NUA-Infoblatt Gesundheitskur für den Boden informiert über Gründüngung und führt in einer Tabelle Gründüngungspflanzen und deren Verwendung auf. Das Infoblatt Gartenboden informiert über die Grundlage für erfolgreiches Gärtnern. 

Die Seite der „Der Bio-Gärtner“ listet ebenfalls geeignete Gründüngungspflanzen auf und unterscheidet dabei nicht frostfeste von winterharten Pflanzen und gibt Tipps zur Anwendung. 

Quartiere für erwünschte Untermieter

Ein naturnaher Garten bietet nicht nur Platz für Obst und Gemüse. In der heutigen Zeit, die geprägt ist von Klimawandel und Artenschwund, sind Gärten wichtige Rückzugs- und Überdauerungsorte für viele Tierarten. Vögel und Säugetiere, Reptilien und Amphibien, viele vom Verschwinden bedrohte Insektenarten finden sich ein, wenn man ihnen geeignete Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten anbietet.

Doch wann ist überhaupt die beste Zeit, um ein Wildbienenhotel aufzustellen? 
Die ersten Arten schlüpfen schon ab März, daher ist es das Beste, wenn schon zu dieser Zeit die Nisthilfe steht oder hängt. Doch auch über das gesamte Frühjahr und den Sommer schlüpfen immer wieder neue Arten, die sich auch über ein Wildbienenhotel freuen, das erst im Mai oder Juni aufgestellt wird. Im kommenden Jahr können dann auch die Frühaufsteher dort einziehen. Ganz wichtig jedoch ist, dass das Wildbienenhotel an einem trockenen und sonnigen Ort und das ganze Jahr über an dem selben Ort hängen oder stehen bleibt, auch über die Wintermonate! Eine Renovierung des Hotels ist in der Regel nicht notwendig, das machen die Wildbienen und Wespen schon selbst. 

Was sollte nicht verwendet werden? 
Häufig werden fertige Insektenhotels mit einer Vielzahl an Nist- oder auch Überwinterungsmöglichkeiten angeboten, die jedoch nicht geeignet sind und von den Tieren auch nicht zu diesen Zwecken bezogen werden. Weitere Informationen dazu finden sie hier

Steinhaufen und Trockenmauern: Plätze zum Aufwärmen und Verstecken

Mit Steinen lässt sich vieles im Garten gestalten. Von Trockenmauern als Abgrenzung oder zum Abfangen einer Böschung, Kräuterspiralen, Steingärten (nein, nicht die Schotter"-Gärten" sind gemeint), oder auch Treppen. Unter "Steingärten" versteht man nicht die in Mode gekommenen Schotter"-Gärten", richtige Steingärten zeichnen sich durch einen steinigen, wasserdurchlässigen, humus- und nährstoffarmen Boden aus, wo - je nach Bodenart - kalkliebende oder eher saure Böden bevorzugende Pflanzen gedeihen. Boden- und Gesteinsart sollten mit dem Pflanzenbewuchs eine Einheit bilden. Ideen und Vorschläge finden Sie hier

Bevorzugt sollten heimische Gesteine verwendet werden. Im Sieger- und Wittgensteiner Land bietet sich da die Grauwacke an. Das ist ein Sandstein, der gröbere Platten mit mehr oder weniger glatten Oberflächen bildet und der sich sehr gut für Trockenmauern eignet. Diese werden ohne Mörtel Stein auf Stein gesetzt mit einer leichten Neigung zum Hang. Beim Aufbau kann man gezielt Hohlräume lassen, um Tieren einen Unterschlupf zu bieten. Eine fachgerecht gebaute Trockenmauer überdauert Jahrzehnte. Viele Tiere nutzen auch einfache Steinhaufen, ob besonnt oder im Schatten gelegen. Auch hier lassen sich durch Tontöpfe oder Rohre Hohlräume einbauen, die gerne von Tieren wie z.B. Erdhummeln, angenommen werden. 

Steinhaufen und Trockenmauern bieten Zauneidechsen, Blindschleichen, Kröten, Molchen, Spitzmäusen verschiedenen Insekten und Spinnen Lebensraum im Sommer und einen geschützten Platz im Winter. Weitere Informationen finden Sie hier 

Totes Holz im Garten: Holz- und Reisighaufen als Lebensraum

Viele Tiere nutzen Holz- und Reisighaufen als Unterschlupf oder Überwinterungsplatz. Rotkehlchen oder Zaunkönig bauen ihre Nester hier, Igel, Spitzmäuse, Mauswiesel als Vertreter der Säugetiere gehen von hier auf die Jagd, aber auch Zauneidechse oder Erdkröte. Alle diese Tiere helfen uns den Garten gesund zu erhalten, indem sie die vielen Mitesser an Obst und Gemüse kurzhalten. Auch die Insektenwelt profitiert von Totholz. Viele Insektenlarven ernähren sich davon und nagen dabei Gänge ins Holz. In den genagten Gängen legen dann später beispielsweise Solitärbienen ihre Eier ab. Das sind Bienenarten, die anders als die bekannte Honigbiene, einzeln leben und die einen großen Anteil an der Bestäubungsarbeit leisten. 

Totholz ist somit ein wichtiger Lebensraum und man sollte im Garten den natürlichen Schädlingsbekämpfern Nist- und Unterschlupfmöglichkeiten in Form von Holz- und Reisighaufen, Baumstubben oder vielleicht sogar einem alten, höhlenreichen Baumstamm bieten. Denn auch im Wald ist Totholz mittlerweile weitgehend Mangelware. Die Bäume werden ja nicht mehr so alt und dürfen in den meisten Fällen nicht bis zur Zerfallsphase stehen bleiben. 

Insektennisthilfen

Heutzutage ist es für Wildbienen und solitär lebende Wespen oftmals schwer, einen geeigneten Nistplatz zu finden. Die bevorzugten Strukturen, wie Totholz, Lehm, Mauerritzen und Steinfugen, werden in der freien Landschaft, aber auch besonders in unseren Gärten immer seltener. Daher kann man diesen Arten mit schon ganz einfachen Mitteln neue Nistplatzmöglichkeiten anbieten. Dabei muss es kein großes Insektenhotel sein, auch kleine Nisthilfen auf dem Balkon sind für die Insekten genauso hilfreich. Wichtig ist jedoch, dass Insektenhotels lediglich einen Ersatz darstellen, besser ist es natürlich die eigentlichen Strukturen zu erhalten oder wieder herzustellen. Denn nicht alle Wildbienenarten beziehen Insektenhotels. 

Als erstes ist es hilfreich zu wissen, dass die meisten Wildbienen und solitären Wespen Nistgänge anlegen, in denen mehrere Brutkammern hintereinander liegen. So können Gangnisthilfen aus Holz, Pflanzenstängel, Stein oder Lehm angefertigt oder gekauft werden. Am besten ist es hierbei verschiedene Materialien sowie verschiedene Gangdurchmesser zu verwenden. Denn es gibt Arten, wie die Rote Mauerbiene, die alle Materialien annehmen, andere wiederum haben da bestimmte Vorlieben. Ob nun selbstgebaut oder gekauft, spielt eigentlich keine Rolle, jedoch gibt es bei der Auswahl und dem Bau geeigneter Nisthilfen auch ein paar Dinge, die zu beachten sind. 

Nisthilfen aus Holz

Aus Holz lassen sich ganz verschiedene kleine und große Nisthilfen bauen. Ob halbe Baumscheiben, Vierkanthölzer, Astabschnitte oder Holzreste, Hauptsache das Holz ist gut durchgetrocknet und unbehandelt. Bei der Auswahl des Holzes sollte Hartholz, wie Obstbaumholz, Robinie, Buche, Esche, Ahorn oder Eiche bevorzugt werden. Nadelholz eignet sich aufgrund des Harzes nicht. Die verwendeten Scheiben, Stämme oder Stücke sollten mindestens 15 cm dick sein. In das Holz werden gegen die Faserrichtung mit einem Holzbohrer Gänge gebohrt, die am hinteren Ende noch geschlossen sein müssen. Die Bohrlochdurchmesser sollten zwischen 2 bis 10 mm variieren, hierbei können sie ruhig nah beieinander liegen. Damit die Tiere sich nicht verletzten ist es wichtig, die gebohrten Gänge noch mit einer Rundfeile glatt zu schmirgeln. 

Eine Faustregel: Das Bohrloch sollte etwa 10 mal so lang sein wie der Durchmesser des Bohrlochs. Ist eine Bohrung also 5 mm breit, sollte der Gang 5 cm lang sein. 

Pflanzenstängel, Stein und Ton

Hohle Pflanzenstängel 
Aus hohlen Pflanzenstängeln, wie Reet, Bambus oder Schilf, aber auch geeigneten Pappröhrchen können ganz einfach und mit wenig Werkzeug geeignete Nisthilfen gebaut werden. Die Stängel sollten dazu so zugeschnitten werden, dass die Stücke mindestens 10 cm lang und am Ende von einem Stängelknoten verschlossen sind. Nun braucht man die Stängel nur noch in einer alten Blechdose oder einem leeren Lochziegel zu bündeln und am besten mit wasserfestem Leim o.ä. zu verkleben. Dann können futtersuchende Vögel die Stängel oder Röhrchen nicht so leicht herausziehen. 

 

Markhaltige Pflanzenstängel 
Abgeblühte markhaltige Stängel von Sommerflieder, Holunder oder Brombeere eignen sich ebenfalls als Nisthilfen. Abgeschnitten und unbedingt senkrecht an einem sonnigen Ort befestigt, können dort bestimmte Arten, wie die Keulhornbiene, einziehen. Um das Mark kümmern sich die Tiere selbst. 

 

Stein und Ton 
Nisthilfen aus gebranntem Ton, wie Strangfalzziegel, sind im Baustoffhandel erhältlich. Diese können zu mehreren gestapelt oder als Dach für ein Insektenhotel verwendet werden. Der Vorteil von Ton ist die gute Wärmespeicherkapazität, wodurch nachts Wärme an die Brut abgegeben wird. 

Weiterführende Empfehlungen

Günzel, W. R. (2014): Das Insektenhotel. pala Verlag 
David, W. (2018): Fertig zum Einzug: Nisthilfen für Wildbienen. pala Verlag 
v. Orlow, M. (2015): Mein Insektenhotel – Wildbienen, Hummeln & Co. im Garten. Ulmer Verlag 
v. Orlow, M. (2019): Ideenbuch Insektenhotels – 30 Nisthilfen für Wildbienen & Co. einfach selbst gebaut. Ulmer Verlag 

https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/mission-gruen/17063.html 
https://www.naturgartenfreude.de/wildbienen/nisthilfen/ 
https://www.deutschland-summt.de/wildbienenarten.html